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Fans japanischer Vierzylinder schwelgen gerne in Erinnerungen an die goldenen Zeiten, in denen jede Marke aus Fernost mehrere mit Reihenvierern ausgestattete Modelle in unterschiedlichen Hubraumklassen im Angebot hatte.
Doch diese Zeiten sind leider lange vorbei. Viele Vertreter der japanischen Königsklasse sind dem gefrässigen Euro-Norm-Monster zum Opfer gefallen. Sowohl Naked Bikes als auch Supersportler mit 600 oder 750 Kubik sind mittlerweile zu Raritäten verkommen, und auch die beliebten 1000er gehören leider zu einer langsam, aber stetig aussterbenden Gattung.
Umso grösser ist die Freude in der Redaktion von moto-lifestyle.ch, wenn wir uns mal wieder eines der seltenen, noch in freier Wildbahn existierenden Exemplare in den Testfuhrpark stellen dürfen. Vor allem, wenn es sich um ein so reinblütiges Modell wie die Suzuki GSX-S1000 handelt.
Sportlich-kantiges Design
Natürlich liegt Schönheit immer im Auge des Betrachters. Aber selbst aus möglichst objektiver Sicht gibt es am Design der Suzuki GSX-S1000 kaum etwas auszusetzen. Das sportlich-kantige Design passt zur Markenidentität und zum Charakter des Bikes. Die Linienführung wirkt harmonisch, und die Suzuki präsentiert sich vom Lenker bis zum Auspuffkrümmer sauber und aufgeräumt. Einziger Kritikpunkt: Die etwas grobschlächtig wirkende Blinkeraufnahme an der Front hätte eleganter gestaltet werden können.
Für den kaum nennenswerten Aufpreis von 500 Franken bietet Suzuki Schweiz ihren Kundinnen und Kunden die EVO-Ausführung an. Diese beinhaltet ein Dekorkit, das in vier attraktiven Designvarianten erhältlich ist, ein kurzes Heck mit Kennzeichenhalter, einen Windschild und sogar einen Endschalldämpfer von SC-Project. Ein sensationelles Paket, das das Motorrad deutlich aufwertet und das man bei einem allfälligen Kauf auf jeden Fall nutzen sollte.
90er-Jahre-Soundkullisse
Wer Vierzylinder-Naked Bikes mag, wird die Suzuki GSX-S1000 mit grosser Wahrscheinlichkeit lieben. Schon bei der ersten Sitzprobe fühlen sich Liebhaber nackter, sportlicher Motorräder heimisch. Die Fussrasten liegen relativ hoch, ohne dass der Kniewinkel zu spitz wird. Gleiches gilt für den tief liegenden Lenker, der den Fahrer leicht über den schmal geformten Tank spannt und in Angriffsposition bringt. Die daraus resultierende Sitzposition ist ideal für sportliche Fahrten über Pass- und Landstrassen, ohne den nötigen Tourenkomfort auf längeren Etappen einzuschränken.
Zeit, das Herzstück zum Leben zu erwecken, was im Vorfeld gerne für etwas Unbehagen sorgt. Die Befürchtung, enttäuscht zu werden, weil der erwartete Vierzylinder-Sound bis zur Unkenntlichkeit erstickt wurde, ist in diesem Moment des Motorradtesters stetiger Begleiter. Und da ist er – der Augenblick der Erlösung, in dem die dröhnende Vierzylinder-Fanfare ertönt. Keine Ahnung, wie die Suzuki-Ingenieure diese 90er-Jahre-Soundkulisse in die Gegenwart retten konnten. Aber sie haben es geschafft. Die GSX-S1000 spielt aus dem Stand bis kurz vor den Begrenzer all unsere Lieblingsstücke in meisterhafter Form.
Das passt hervorragend zum Charakter des Reihenvierers mit 999 ccm Hubraum. Denn dieser zeigt sein Potenzial bereits aus stehender Position. Die richtige Gangwahl und einen beherzten Dreh am Gasgriff vorausgesetzt zerrt die Suzuki ihre breit lächelnden Besitzer katapultartig nach vorne. Zugegeben, trotz der beeindruckenden Leistungsdaten von 152 PS Spitzenleistung und 106 Nm maximalem Drehmoment, braucht der Reihenvierer etwas Drehzahl – zumindest, wenn man sein Potenzial voll ausschöpfen und die dynamische Japanerin richtig sportlich bewegen möchte.
Im Gegenzug sammelt der Antrieb der Suzuki Punkte, was die Laufkultur betrifft. Selbst im sechsten Gang lässt sie sich problemlos mit unter 50 km/h innerorts bewegen, um dann am Ortsausgang ohne zu murren wieder auf Landstrassentempo zu beschleunigen. Das macht den legendären Suzuki-K5-Motor einzigartig – und zu Recht zu einem der beliebtesten Antriebe für sportliche Touren im kurvigen Geläuf.
Ausstattung auf Top-Niveau
Dass die aktuelle Modellgeneration der GSX-S1000 über eine hervorragende Ausstattung verfügt, versteht sich von selbst. Das voll einstellbare Fahrwerk arbeitet gut und unauffällig. Die sportliche Japanerin lässt sich zügig und ohne Mühe durch enge Kehren dirigieren. In schnellen, langgezogenen Kurven erfordert sie jedoch eine etwas ruhigere Hand und muss gezielt dirigiert werden. Auch die Vorderradbremse erfordert etwas mehr Handkraft als erwartet. Sie lässt sich jedoch hervorragend dosieren und verzögert zuverlässig auf hohem Niveau.
In puncto Elektronik bietet die Suzuki ebenfalls alles, was das Herz eines Naked-Bike-Fahrers begehrt. Kurven-ABS, eine einstellbare Traktionskontrolle und verschiedene Fahrmodi – alles ist mit an Bord. Während des Testbetriebs haben wir davon allerdings kaum Gebrauch gemacht und fast ausschliesslich die sportlichsten Einstellungen genutzt. Dank des gutmütigen Ansprechverhaltens des Motors hatten wir nie das Bedürfnis, die Gasannahme oder den Eingriff der Traktionskontrolle zu verändern. Wenn der befahrene Untergrund etwas mehr Vorsicht gebietet, schaltet man einfach einen höheren Gang im knackig abgestuften Getriebe ein, das sich mit dem einwandfrei funktionierenden Quickshifter mühelos schalten lässt.
Unterm Strich liefert Suzuki mit der aktuellen Modellgeneration der GSX-S1000 ein schnörkelloses Naked Bike ab, das auf der ganzen Linie überzeugt. Der K5-Motor, der seit über 20 Jahren gebaut wird, vermag immer noch zu begeistern und ist auch 2025 ein Garant für Fahrspass auf Schweizer Pass- und Landstrassen.
Reto’s Fazit:
Ja, ich liebe japanische Vierzylinder. Klar, dass ich mich auf diesen Test ganz besonders gefreut habe. Insbesondere der Sound der Suzuki GSX-S1000 hat mich begeistert. Wenn ich nicht selbst gehört hätte, wie beeindruckend sie bereits im Stand röhrt, hätte ich es nicht für möglich gehalten. Das ist wirklich die volle Dröhnung. Trotz der faszinierenden Soundkulisse wird sie im Tourenbetrieb nicht aufdringlich. Und dank der einzigartigen Laufkultur des K5-Motors kann sie innerorts extrem tieftourig – und dadurch auch leise und unauffällig – bewegt werden. Die GSX-S1000 passt also trotz ihres etwas räudigen Charakters in die heutige Zeit.
Abschliessend möchte ich noch das gut ablesbare Display und die reduzierten, hochwertig wirkenden Bedienelemente loben, dank derer sich das Bike intuitiv bedienen lässt.
Wenn man all diese Vorzüge und den Preis berücksichtigt, fällt es schwer, nicht ins Schwärmen zu geraten. 15’495 Franken sind für ein voll ausgestattetes Naked Bike im 1000-Kubik-Segment ein guter Preis. Die 15’995 Franken, die Suzuki für die eingangs erwähnte EVO-Ausführung verlangt, sind schon beinahe ein Schnäppchen. Allen, die ein Auge auf ein Motorrad dieser Klasse geworfen haben, kann ich deshalb eine Probefahrt mit der GSX-S1000 nur wärmstens empfehlen.
Detaillierte Informationen, wie technische Daten oder verfügbare Modell- und Farbvarianten, sind online auf suzuki.ch verfügbar.
























