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Bollermann: neue Triumph Speed Twin 1200

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Pressetest auf Mallorca - erste Fahreindrücke von Lukas

Während andere sich auf Malle zuballern, bollern wir mit der nagelneuen Triumph Speed Twin 1200 über kurvenreiches Geläuf im Westen der Insel.

Vielleicht irren sich die Touristen in den sommerlichen Strömen nach Mallorca ja bloss in der Jahreszeit? Aus Bikersicht jedenfalls zoome ich mich Ende November mit einem kurzen Flug von winterlichen 5 auf sehr angenehme 19 Grad Aussentemperatur. So steht einer genüsslichen Testfahrt nichts mehr im Weg.

 

Schon die erste Kontaktaufnahme mit der Triumph Speed Twin 1200 verläuft positiv: Gedrungen und formvollendet mit schönen und wertigen Details wirkt sie einladend auf mich. Die Wasserkühlung des Motors wurde perfekt integriert, es gibt kein störendes Geschläuch. Gewohnt hochklassig sind die Anzeigen, die einstellbaren Handhebel und die Armaturen, wie auch die Verarbeitung. Die Sitzposition ist kommod und roadstertypisch mit leichter Vorlage am Oberkörper. Mit meinen 180 cm Grösse erreiche ich mit beiden Fersen den Boden, und trotzdem ist der Kniewinkel nicht zu eng – ein weiterer Vorteil eines schmalen Bikes. 

Die neue Triumph Speed Twin 1200 (rechts) und ihre noch sportlichere Schwester, die Speed Twin 1200 RS (links im Bild).

 

 

 

Willig startet der Reihenzweizylinder und verbreitet seinen Bariton in angenehmer Lautstärke. Dieser Klang ist gemäss Marktforschung von Triumph ein wichtiger Grund, weshalb die Kundschaft genau diesen Töff gekauft hat. Auch mir taugt der Sound und sogar die Tiroler sind damit einverstanden. Gleich zu Beginn checke ich kurz den Regenmodus: Sehr weiche Gasannahme – erfüllt. Also bleibt fortan der einzige verbleibende Modus „Road“ drin. Dieser entpuppt sich als Alleskönner, da niemals überfordernd und trotzdem spassbringend. In den unteren Drehzahlen surfe ich auf einer breiten Drehmomentwelle, welche quasi aus dem Stand bis ins letzte Viertel des Drehzahlbands niemals unter 100 Nm fällt. Und wenn sie es schliesslich tut, übernehmen nahtlos die bis dahin kontinuierlich angewachsenen Pferdestärken und sorgen für ungebremsten Vortrieb, den man der Speed Twin so nicht zwingend zugetraut hätte - sehr unterhaltsam. 

Für negative Beschleunigung sorgt die Bremsanlage mit zwei Doppelscheiben im Vorderrad. Mit ihrer Performance reiht sie sich bei den guten Landstrassenbremsen ein und zeigt sich nie von der kapriziös-bissigen Seite. Genauso ausgewogen arbeitet das Fahrwerk, welches eine gelungene Abstimmung für die Landstrasse bereithält. Mit treffsicher gewähltem Komfort und genügend Reserven für zügigere Passagen erfreut diese Abstimmung eine breite Masse von Kunden. Nur bei schlechtem Asphalt teilt die Speed Twin hin und wieder einen verhaltenen Tritt in Richtung Sitzbank aus. Dafür begeistert die formidable Erstbereifung schon ab Kaufdatum mit bestem Fahrverhalten und massig Grip in einem riesigen Temperaturspektrum. Alles in allem ist diese Triumph ein Töff zum geniessen.

 

 

 

Dass Genuss je nach Fahrer unterschiedlich interpretiert wird, weiss auch Triumph und bietet neu von der Speed Twin 1200 eine RS-Version an. Denn bei manchem Biker beinhaltet Genuss möglichst viel Schräglage und eine saubere Fahrlinie bei flotter Gangart. Diese Damen und Herren werden jubeln ob den Upgrades, welche sich an der RS finden. Neben Stylema-Bremszangen von Brembo und voll einstellbaren Federelementen von Marzocchi (Gabel) und Öhlins (Federbeine) findet sich hier ein Quickshifter und ein Sportmodus sowie Alu-Kotflügel. Die Sitzposition ist hier mittels anderer Riser am Rohrlenker und leicht zurückverlegten Fussrasten dezent sportlicher ausgelegt. Dieses Paket rockt deutlich grooviger und erleichtert die sportliche Fahrweise. In jeder betroffenen Disziplin verbessert sich die Performance. Den grössten Unterschied macht dabei der Quickshifter, welcher am Basismodell aus Platzgründen auch als Zubehör nicht lieferbar ist. Etwas übers Ziel hinausgeschossen ist Triumph bei der RS allerdings mit der Hypersport-Erstbereifung Metzeler Racetec RR. Bei kühlen 13 Grad am Morgen verhält er sich etwa so leistungswillig wie ein Teenager am Sonntagmorgen, nur um bei 20 Grad am Nachmittag in dieselbe Partylaune zu verfallen wie derselbe Teenager am Samstagabend. 

 

Aus meiner Sicht hat Triumph mit der Speed Twin 1200 RS diejenige Thruxton gebaut, welche sich manche erhofft hatten: eine mit höherem Lenker! Wer der eingestellten Thruxton immer noch nachtrauert, ordert im Originalzubehör einen Cafe Racer-Kit mit Stummellenker und Einzelsitz. So findet wohl jeder etwas, um genüsslich zu bollern.

Weitere  Infos zu den 2025er Modelle der Triumph Speed Twin 1200 sind online auf triumph-motorcycles.ch verfügbar.

 

Lukas' Fazit:

Ob Fluchtmaschine, Genussvehikel oder Designikone, die Speed Twin 1200 kann verschiedenste Anforderungen erfüllen, ohne sich dabei divenhaft zu benehmen. Mit seinem Sound und der verzaubernden Kraftentfaltung zieht einen der Motor in seinen Bann. Den Rest erledigen das äusserst gelungene Aussehen und die Unkompliziertheit in Handhabung und Fahrverhalten. Ein Hochgenuss für die Fans von klassischen Roadstern. Dass nun auch eine RS-Variante erhältlich ist, erachte ich als grossen Vorteil. Denn wo auch immer die Vorliebe hinfällt, eher sportlich oder gemütlich, in einem sind sie sich einig: Es muss bollern.