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13. Februar 2025Mächtig viel Feuerkraft
Die etwas älteren Jahrgänge kennen die Transformers noch aus der Spielzeugkiste oder von der Zeichentrickserie, die jüngeren Generationen vor allem aus der mittlerweile sieben Produktionen umfassenden Spielfilmreihe. Besonders beliebt ist der knallgelbe Bumblebee, der in der Filmreihe eine der Hauptrollen einnimmt und dem 2018 ein eigenes Spin-off gewidmet wurde.
Bumblebee ist bei weitem nicht der Grösste unter den Transformers, aber dank seiner Schnelligkeit und seiner beeindruckenden Feuerkraft sorgt er in den Filmen immer für jede Menge Action. Die neue Triumph Tiger 800 Sport erinnerte beim Pressetest in Portugal daher nicht nur durch ihre auffällige Farbgebung an den fiktiven extraterrestrischen Filmhelden.
Aufs Wesentliche reduziert
Steht man dem neuen Topmodell der Triumph Sport Touring Familie gegenüber, wird eines schnell klar: Die Triumph Tiger Sport 800 ist kein ausladender superkomfortabler Reisedampfer, sondern wurde konsequent auf das Wesentliche reduziert.
Für ein Motorrad ihrer Klasse wirkt die sportliche Tiger überraschend kompakt. Der Radstand ist mit 142 Zentimetern kurz, das Gewicht mit 214 Kilogramm gering und die Sitzhöhe mit 83,5 Zentimetern überschaubar. In Verbindung mit der schmal geschnittenen Sitzbank finden auch kleinere Personen problemlos einen sicheren Stand.
Das straffe, nach hinten relativ flach abfallende Sitzpolster bietet viel Bewegungsfreiheit und damit ideale Voraussetzungen für sportlich ambitionierte Fahrerinnen und Fahrer. Allerdings schrumpft damit der Soziusplatz auf ein kompaktes Sitzbrötchen. Beim Langstreckenkomfort müssen FahrerIn und insbesondere die Sozia oder der Sozius zugunsten der sportlichen Qualitäten einige Abstriche machen.
Das gilt leider auch für das Display, bei dem Triumph auf eine Kombination aus veralteter LCD-Technik und zeitgemässem TFT-Bildschirm setzt. Es ist schick, gut ablesbar und intuitiv zu bedienen. Trotzdem wäre das 7-Zoll-TFT-Display, das wir von der Tiger 900 und 1200 kennen und schätzen, für die Tiger Sport 800, das Topmodell der Sporttouring-Baureihe von Triumph, die passendere Komponente gewesen.
Zum Glück trübt dies den positiven Gesamteindruck nicht wesentlich. Das Design ist Triumph hervorragend gelungen. Es gibt keinen Blickwinkel, aus dem die Tiger keine gute Figur macht. Die Lackierung in den verfügbaren vier Farbvarianten ist erstklassig, ebenso die Qualität der Anbauteile und die Verarbeitung. Triumph hat es wieder einmal geschafft, ein echtes Premiumprodukt zu einem erschwinglichen Preis auf die Räder zu stellen - well done!
Nur 800 Kubik?
Der Dreizylinder der Tiger Sport 800 stammt wider Erwarten nicht von der Street Triple. Es handelt sich dabei um eine hubraumstärkere Variante des 660ers. Der Drehmomentverlauf des speziell für die grosse Tiger Sport entwickelten Aggregats ist schon auf dem Papier beeindruckend. Hier noch von einer Drehmomentkurve zu sprechen, würde der Ingenieurskunst, die in diesem Motor steckt, nicht gerecht. Ein Drehmomentplateau trifft es wohl eher.
Bereits ab 3000 U/min stehen 70 von maximal 84 Nm zur Verfügung. Ein beeindruckender Wert, der sich auch im Fahrbetrieb bemerkbar macht. Die sportliche Raubkatze lässt sich auf Wunsch äusserst schaltfaul bewegen und stellt unabhängig vom eingelegten Gang immer genügend Kraft für zügiges Beschleunigen zur Verfügung.
Lässt man dem Triple aber einmal freien Lauf und den Drehzahlmesser die 6000er-Marke passieren, was übrigens dank der kurzen Gesamtübersetzung auch im legalen Geschwindigkeitsbereich absolut kein Problem ist, dann brennt unter dem Tank ein wahres Inferno, das kaum glauben lässt, dass da „nur 800 Kubikzentimeter“ am Werk sind.
In Anbetracht der brachialen Motorleistung ist das Showa-Fahrwerk ab Werk etwas zu komfortabel abgestimmt. Bei der Pressepräsentation in Portugal hatten wir leider keine Gelegenheit, verschiedene Einstellungen zu testen. Da aber die Gabel voll einstellbar ist und am Federbein die Zugstufe und die Federvorspannung, letztere über ein gut bedienbares und erreichbares Handrad am Heck, verstellt werden kann, gehen wir davon aus, dass die Bewegungen im Fahrwerk bei sportlicher Fahrweise noch reduziert werden können.
Die Nissin-Bremsanlage ist über jeden Zweifel erhaben und verrichtet ihren Dienst, wenn auch mit etwas Kraftaufwand, hervorragend und gut dosierbar. Der Quickshifter funktioniert Triumph-typisch exzellent und erleichtert schnelle Schaltvorgänge in gewohnter Manier.
Zusammen ergeben all diese Tugenden eine relativ komfortable, extrem handliche und mit leichten Fahrwerksanpassungen sicher auch stabile Fahrmaschine, die wie die Faust aufs Auge zu Schweizer Landstrassen passt. Deshalb werden wir sie sicherlich noch einmal ausgiebig zu Hause testen und auch mal über unsere Pässe jagen.
Retos Fazit:
Eines gleich vorweg: Wer einen Sporttourer sucht, mit dem man möglichst zu zweit und mit viel Gepäck bequem Kilometer schrubben kann, sollte besser die Finger von der Britin lassen. Wer jedoch eigentlich ein leichtes, handliches Touringmotorrad mit 600 bis 700 Kubik bevorzugen würde, sich aber die Leistung einer 900er oder gar einer 1000er wünscht, ist mit der Tiger Sport 800 bestens beraten.
Da sich die Triumph deutlich stärker anfühlt, als es die reinen Daten vermuten lassen, vereint sie das spielerische Handling der Mittel- mit den Fahrleistungen der Sporttouring-Oberklasse. Dazu begeistert der Triple mit einem richtig kernigen Sound, der aber nie aufdringlich oder gar störend wirkt.
Trotz ihrer sportlichen Qualitäten bietet sie Dank des guten, verstellbaren Windschutzes und der als Zubehör erhältlichen Griffheizung und des Koffersets ausreichend Komfort und Stauraum, um auch längere Touren in Angriff zu nehmen. „Bumblebee“ ist also trotz der kompakten Abmessungen und der enormen Feuerkraft erstaunlich massentauglich und für sportliche Tourenfahrerinnen und -fahrer auf jeden Fall eine Probefahrt wert.