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Yamaha Ténéré 700 – wie schlägt sie sich auf der Landstrasse?

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Wenig Asphalt am Pressetest in Marokko

Anfang April durfte ich am Yamaha-Pressetest in Marokko teilnehmen und konnte mir einen guten ersten Eindruck von der neuen Yamaha Ténéré 700 und dem offroad-orientierteren Modell Ténéré 700 Rally verschaffen. Da wir am Fahrtag überwiegend in der Agafay-Wüste unterwegs waren, bewegten wir uns hauptsächlich auf losem Untergrund.

Zurück in der Schweiz habe ich mir noch einmal die Zeit genommen, die Ténéré 700 in heimischen Gefilden zu testen. Während der zweiwöchigen Testphase konnte ich die japanische Reiseenduro im Alltag sowie auf einigen Touren fahren, unter anderem auf der Eröffnungsfahrt des Ténéré Owners Club, und mir so einen detaillierteren Eindruck von den fahrerischen Qualitäten der neusten Modellgeneration verschaffen.

 

Deutlich aufgewertet

Schon auf den ersten Blick wirkt die neuste Modellgeneration deutlich hochwertiger als ihre Vorgängerinnen. Besonders schick ist die Farbvariante Icon Blue mit blauem Tank, blau eloxierten Felgen und weissem Heck, die sicher viele Yamaha-Fans begeistern wird. Besonders freut mich der neue Tankverschluss, der nicht nur wertiger, sondern auch deutlich praktischer ist als der frühere Tankdeckel.

Das Modell 2025 verfügt ausserdem über zwei Fahrmodi und eine abschaltbare Traktionskontrolle. Das neue 6,3 Zoll grosse Farb-TFT-Display ist aufgeräumt, perfekt ablesbar und bietet sogar Smartphone-Konnektivität mit Turn-by-Turn-Navigation.

Zudem ist der Tank weiter nach vorne gerückt, um eine optimale Gewichtsverteilung und einen besseren Knieschluss zu gewährleisten. Eine Verbesserung, die sich sowohl auf der Strasse als auch im Gelände positiv auswirkt.

 

Das beste Upgrade ist jedoch das Fahrwerk. Im Vergleich zu den Vorgängermodellen sind Gabel und Federbein spürbar straffer abgestimmt und funktionieren im Gelände sowie auf der Strasse hervorragend. Vielleicht sogar schon zu gut. In den vergangenen Jahren haben wir sportlich orientierten Fahrern stets zu Modellvarianten mit mehr Federweg und besseren Fahrwerkskomponenten geraten (Ténéré 700 World Raid oder Extreme). Das Modelljahr 2025 der Ténéré 700 mischt die Karten neu. 200 Millimeter Federweg an der Gabel und 190 Millimeter am Heck sorgen auf der Landstrasse für den gewünschten Komfort und bieten im Gelände genug Reserven, um zügig über groben Schotter zu fahren. Deshalb können nun auch ambitionierte Fahrer zur Standardausführung greifen.

Dank der straffen Abstimmung, die sich durch die voll einstellbaren Fahrwerkskomponenten noch individuell anpassen lässt, fährt sich die Ténéré 700 auf der Strasse fast wie ein Sporttourer. In Verbindung mit den werksseitig aufgezogenen Pirelli Scorpion Rally STR, die auf Asphalt ein hohes Gripniveau bieten, sind Schräglagen bis hinunter auf die Fussrasten kein Problem.

Die neue Yamaha Ténéré 700 ist ein rundes Gesamtpaket. Für den Preis von 11’980 Franken bietet sie alles, was die meisten Motorradreisenden auf ihrem Wunschzettel haben. Einzig der Windschutz, den man leider auch beim aktuellen Modell nicht verstellen kann, dürfte etwas besser sein. Das ist angesichts der sonstigen Qualitäten jedoch ein verschmerzbarer Wermutstropfen.

 

Empfohlenes Zubehör

Dank der guten Grundausstattung müssen angehende Ténéré-700-Besitzer nicht viel in Zubehör investieren. Wer etwas komfortabler unterwegs sein möchte, greift zum optionalen Quickshifter und zur Griffheizung.

Die Komfort-Sitzbank konnte mich persönlich jedoch nicht überzeugen. Natürlich ist Sitzkomfort individuell, weshalb ich keine allgemeingültige Aussage treffen kann. Die Standard-Sitzbank ist jedoch bereits gut gepolstert und bietet auch auf ausgedehnten Touren ausreichenden Komfort, weshalb ich diese bevorzugen würde.

Die Ténéré 700 ist auch als tiefergelegte Version erhältlich. Diese verringert jedoch nicht nur die Sitzhöhe, sondern auch den Federweg um 20 mm. Deshalb ist es ratsam, zuerst die tiefere Sitzbank Probe zu sitzen und, falls dies ausreicht, auf die Tieferlegung zu verzichten.

Natürlich gibt es noch zahlreiches weiteres Zubehör, zum Beispiel Zentralständer, Gepäcksysteme und Sturzbügel. Den besten Überblick über das Yamaha-Originalzubehör bietet der Konfigurator auf der offiziellen Website.

Yamaha Ténéré 700 oder Ténéré 700 Rally

Abschliessend noch ein paar Worte zur Yamaha Ténéré 700 Rally. Die hochwertigen KYB-Fahrwerkskomponenten der Rally sind im Vergleich zur Ténéré 700 selbstverständlich ein spürbares Upgrade. Das Fahrwerk der Rally bietet 20 mm mehr Federweg und spricht etwas sensibler an. Die Rally ist jedoch auch deutlich höher, vor allem in Verbindung mit der werksseitig montierten Rally-Sitzbank. Mit stolzen 910 mm liegt die Sitzhöhe der Rally 35 mm darüber.

Um sich auf der Rally wirklich wohlzufühlen, braucht man nicht nur die nötige Körpergrösse, sondern auch einige Offroad-Erfahrungen, um sie entsprechend bewegen zu können. Das sportlich abgestimmte Fahrwerk ist nämlich eher auf zügige Fahrten im Gelände ausgelegt.

Retos Wahl:

Ich bin zwar 182 cm, aber gewiss kein Offroad-Experte. In den letzten Jahren konnte ich jedoch auf diversen Offroadtouren auf dem TET und dem ACT sowie auf unserer Korsika-Tour und bei weiteren Gelegenheiten etwas Erfahrung sammeln. Ausserdem habe ich Offroad-Kurse besucht, in denen ich Reise- und Hardenduros im Gelände bewegen und meine Fähigkeiten verbessern konnte. Ich bin also durchaus in der Lage, die Ténéré 700 und vergleichbare Reiseenduros sicher über Schotterpisten und auch über technische Abschnitte mit leichtem bis mittlerem Schwierigkeitsgrad zu bewegen.

Trotzdem hat mich die Ténéré 700 Rally im Gelände etwas überfordert. In technischen Passagen ist sie mir zu hoch, und auf schnelleren Abschnitten fehlt mir das Tempo, um das Fahrwerk auszureizen. Die Ténéré 700 Rally ist ein hervorragendes Reisemotorrad für alle, die die nötige Erfahrung und die Fähigkeiten mitbringen, um es entsprechend zu bewegen. Wer jedoch meist auf Landstrassen fährt, nur gelegentlich auf unbefestigter Wege abbiegt ist und es dabei eher ruhiger angehen lässt, ist mit der Standardausführung in der Regel besser bedient und aufgrund der niedrigeren Sitzhöhe auch sicherer unterwegs.

Wenn ich mir aktuell eine Yamaha Ténéré 700 kaufen würde, würde ich mich deshalb eindeutig für das Standardmodell entscheiden. Mit den erwähnten Zubehörteilen verfeinert, deckt sie ein sehr breites Einsatzspektrum ab und bietet einen guten Kompromiss zwischen Strassenperformance, Touren- und Geländetauglichkeit.