Auf Asphalt und Schotter sicher unterwegs
Doch auch technisch vermag die Ténéré 700 zu überzeugen. Über den Motor viele Worte zu verlieren, macht in diesem Fall nicht viel Sinn. Es handelt sich dabei um den Reihen-Zweizylinder, den wir schon aus der MT-07 und der Tracer 700 kennen. 73 PS Leistung, 68Nm Drehmoment, breites nutzbares Drehzahlband, moderater Verbrauch - ein super Motor, der in allen Situationen genug Leistung bietet und für viel Fahrspass sorgt.
Aber wie gut funktioniert das Fahrwerk und vor allem die Stollenbereifung auf der Strasse? Das Fahrwerk ist super abgestimmt. Es ist recht straff, taucht dadurch auch bei harten Bremsmanövern nur leicht ein, wirkt aber trotzdem komfortabel. Draufsitzen, wohlfühlen, vergessen - genauso muss das sein.
Der Pirelli Scorpion Rally ist dagegen etwas auffälliger. Vor allem, wenn man sich an Strassenbereifung gewöhnt ist, braucht es ein paar Kilometer, um sich mit dem Reifen anzufreunden. Konstruktionsbedingt fühlt sich der Scorpion in Schräglage etwas schwammig an und am Limit hat der Hinterreifen die Tendenz, ein wenig quer zu gehen. Aber der Grenzbereich ist sehr breit und selbst wenn das Hinterrad am Kurvenausgang mal etwas Grip verliert, kann man das durch einfaches Zurücknehmen des Gasgriffs wieder auffangen.
Dafür bietet der Reifen im Gelände ein zusätzliches Sicherheitsplus. Ich will hier keine Aussage über die Geländetauglichkeit der Ténéré 700 machen - dafür fehlt mir schlicht und einfach die Kompetenz. Aber ich war bei einigen Gelegenheiten auf Schotterstrassen unterwegs und fühlte mich, trotz fehlender Erfahrung im Gelände, stets „Herr der Lage“.
Wozu eine geländetaugliche Reiseenduro?
Das ist eine Frage, die man sich tatsächlich stellen sollte. Anstelle der Ténéré könnten die meisten von uns auch eine
Tracer 700 fahren. Denn sind wir mal ehrlich - die meisten Motorradfahrer bewegen sich fast ausschliesslich auf befestigten Strassen. Trotzdem gibt es einige Punkte die für die Ténéré sprechen.
Zum einen ist es die Optik. Viele Tourenfahrer träumen vom grossen Abenteuer. Und auch wenn man sein Leben lang nie bis hinauf ans Nordkap oder weit hinunter bis nach Kapstadt reist, ist jeder Tag, an dem man auf einem Bike sitzt, mit dem man genau das tun könnte, ein Ausflug in einen Traum, der zu einem kleinen Stück wahr wird.
Zum anderen sind es auch die Vorzüge des Bikes aus Sicht des Tourenfahrers: Die Ténéré 700 ist dank der bequemen Sitzposition und dem guten Windschutz langstreckentauglich. Der moderate Verbrauch des 700er Motors, in Verbindung mit dem 16 Liter Tank, ermöglicht lange Etappen zwischen den Tankstopps. Und mit entsprechendem Zubehör lässt sich viel Gepäck sicher verstaut transportieren.
Und zuletzt ist es das unglaubliche Gefühl der Freiheit, dass dieses Bike vermittelt. Auch wenn man mehrheitlich auf der Strasse fährt, zu wissen, dass man auch abseits fahren kann, verleiht jeder Tour eine ganz neue Perspektive. Ich bin auf Routen, die ich schon mehrmals gefahren bin nur hier und da mal auf einen Feldweg abgebogen, um ein Foto zu schiessen oder eine kurze Pause an einem Bach einzulegen und dabei auf Spots gestossen, die ich zuvor immer übersah.