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Bei all den verschiedenen Modellvarianten im Yamaha Adventure Segment kann man schnell den Überblick verlieren. Eine Übersicht über die Ténéré Familie findet ihr in unserem Artikel über die aktuellen Yamaha Modelle 2024.
In diesem Fahrbericht wollen wir jedoch etwas ausführlicher auf die Yamaha Ténéré 700 Extreme eingehen. Deshalb vorab eine simple Beschreibung des Motorrads. Einfach ausgedrückt ist die Extreme eine World Raid mit kleinerem Tank oder anders formuliert eine Standard Ténéré mit dem Fahrwerk der World Raid. Sie vereint also das geringe Gewicht der Ténéré 700 mit dem voll einstellbaren Kayaba-Fahrwerk, das für deutlich verbesserte Fahreigenschaften auf der Strasse und im Gelände sorgt.
Zwei kleine Kritikpunkte vorab
Bevor wir zu unseren überwiegend positiven Fahreindrücken kommen, möchten wir zwei Punkte ansprechen, die den sehr guten Gesamteindruck ein wenig trüben.
Die stolze Sitzhöhe von 910 mm ist wahrscheinlich der Punkt, der viele abschreckt. Sie ist aber nicht so extrem, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Die eingebaute Rallye-Sitzbank, die für die Sitzhöhe mitverantwortlich ist, kann bei Bedarf problemlos gegen eine niedrigere Version ausgetauscht werden. Zum Beispiel gegen die Sitzbank der Ténéré 700, wodurch bereits 30 Millimeter eingespart werden.
Das schont auch ein wenig das Sitzleder. Denn die Rallye-Sitzbank ist nicht nur hoch, sondern auch sehr straff gepolstert, was im Gelände wunderbar passt, auf längeren Touren aber den Komfort mindert.
Der zweite Punkt ist die Verlegung der vorderen Bremsleitung direkt über das Vorderrad. Dadurch werden die Vorteile des hochgezogenen Fenders der Extreme praktisch obsolet. Schade, das hätte man mit wenig Aufwand konsequenter lösen können.
Maximale Offroad-Performance
Dennoch hält die Ténéré 700 Extreme, was sie verspricht. Sie ist nicht nur die geländetauglichste Reiseenduro von Yamaha, sondern auch eines der besten serienmässigen Adventure-Bikes für ambitionierte Offroad-Piloten am Markt.
Im Vergleich zu ihren Schwestermodellen lässt sie sich dank der Kombination aus Kayaba-Fahrwerk mit 223 mm Federweg an der Gabel und 220 mm am Federbein und dem vergleichsweise geringen Gewicht von 205 Kilogramm auch in härterem Gelände erstaunlich kräfteschonend bewegen.
Und das konnten wir in diesem Fall tatsächlich testen. Die Yamaha Ténéré begleitete uns im Mai 2024 auf unserer Reise nach Korsika, wo wir das Motorrad artgerecht bewegen konnten.
Die breiten, aus Titan gefertigten Enduro-Fussrasten, die für einen sicheren Stand im Gelände sorgen, und der massive Kühlerschutz runden das hervorragend funktionierende Offroad-Paket sinnvoll ab.
Glänzt auch auf Asphalt
Die Kombination aus geringem Gewicht und hochwertigem Fahrwerk funktioniert auch auf Asphalt. Im direkten Vergleich mit der Ténéré 700 World Raid fühlt sich die Extreme dank des tieferen Schwerpunkts agiler an und sorgt auch bei der Anfahrt zur Offroad-Strecke für die Extraportion Fahrspass.
Naheliegender als der Vergleich mit der World Raid ist jedoch der mit der Standard Ténéré 700, da die beiden Motorräder bis auf das Fahrwerk und einige Zubehörteile nahezu baugleich sind. Bei diesem Vergleich schneidet die Ténéré 700 Extreme deutlich besser ab. Für nur 600 Franken Aufpreis bietet sie die deutlich besseren Fahreigenschaften - auf und abseits der Strasse.
Wer also aktuell mit dem Kauf einer neuen Ténéré liebäugelt, kein Problem mit der hohen Sitzposition hat und auf den grossen Tank der World Raid und die damit verbundene höhere Reichweite sowie den besseren Windschutz verzichten kann, ist mit der Extreme klar besser beraten - unabhängig davon, ob sie häufig Off- oder nur Onroad gefahren wird.
Weitere Infos und technische Daten zur Yamaha Ténéré 700 Extreme sind online auf yamaha-motor.ch verfügbar.
Retos Fazit:
Aufgrund meiner begrenzten Fähigkeiten als Enduro-Fahrer konnte ich die Ténéré 700 Extreme im Gelände nie an ihre Grenzen bringen. Dennoch konnte ich von der spielerischen Art profitieren, mit der sie sich auf grobem Schotter oder über höhere Stufen bewegen lässt.
Auf meiner Korsikatour hatte ich ein, zwei Situationen, in denen die Extreme das Zünglein an der Waage zwischen Rettung der Situation und Sturz war. Das gut abgestimmte Gesamtpaket der Reiseenduro macht es einem leicht, schwierige Passagen im Gelände zu meistern, was regelmässig für ein breites Grinsen unter dem Helm sorgt.
Allerdings gibt es zwei Dinge, die ich vermisse und auf jeden Fall nachrüsten würde. Vor allem abseits befestigter Wege wäre ein einstellbarer Lenkungsdämpfer sicher eine spürbare Hilfe. Leider ist er weder ab Werk verbaut noch als Originalzubehör von Yamaha erhältlich. Glücklicherweise bieten zahlreiche Dritthersteller passende Dämpfer an.
Zudem schränkt die Werksbereifung die Geländegängigkeit der Extreme zu stark ein. Obwohl es immer wieder beeindruckend ist, welchen Spagat der Pirelli Scorpion Rally STR schafft und wie gut er auf Asphalt und im Gelände funktioniert, stösst er vor allem bei Nässe im Offroad-Bereich schnell an seine Grenzen.
Ein etwas geländetauglicherer Reifen wie z.B. der Metzeler Karoo 4 würde meiner Meinung nach besser zum Charakter der Ténéré 700 Extreme passen und das Gesamtpaket der Reiseenduro perfekt abrunden.
Dennoch ist Yamaha mit der Ténéré 700 Extreme ein grosser Wurf gelungen. Ein hervorragendes Adventure-Bike, das trotz Offroad-Fokus nicht zu extrem ist und somit gute Fahreigenschaften und ausreichend Komfort sowohl On- als auch Offroad bietet.