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Dieses Jahr fahre ich den ACT oder einen Teil des TET in Italien, Rumänien oder wo auch immer. Viele, die eine Reiseenduro besitzen, haben wahrscheinlich schon einmal mit dem Gedanken gespielt, aber nur wenige setzen ihn in die Tat um. Immerhin erfordert ein solches Unterfangen Vorbereitung und sorgfältige Planung. Man braucht mindestens eine Woche Urlaub, dann muss das Wetter mitspielen, alle Unterkünfte müssen organisiert werden und so weiter und so fort. Und genau daran scheitert das Unternehmen am Ende und das Adventurebike, das man sich gekauft hat, weil man tolle Abenteuer erleben wollte, wird nur für Ausfahrten auf Asphalt genutzt oder bleibt einfach in der Garage stehen.
Was aber, wenn man die Organisation weglässt und einfach losfährt, wenn mal ein verlängertes Wochenende zur freien Verfügung steht? Man sagt, Dummheiten die man begangen hat, bereut man eine Weile, die, die man nicht gemacht hat, ein Leben lang. Deshalb, nicht lange überlegen - einfach machen. Also packe ich das Nötigste zusammen, lade den GPS-Track des ACT Italien auf mein Handy und fahre los.
Anreise über die Autobahn
Das erste Tagesziel ist Bertinoro, der Ausgangspunkt des ACT Italien. Der Ort liegt etwas weiter im Landesinneren zwischen Ravenna und Rimini. Um möglichst wenig Zeit zu verlieren, fahre ich über die Autobahn dorthin. Hier lässt die Triumph Tiger 900 Rally Pro zum ersten Mal ihre Muskeln spielen. Dank der bequemen Sitzposition, dem guten Windschutz und der komfortablen Sitzbank überstehe ich die Anreise ohne Probleme und fühle mich noch fit genug, um gleich die erste Tagesetappe in Angriff zu nehmen.
Schon nach wenigen Kilometern werde ich für die Stunden auf der überfüllten Autobahn belohnt. Trotz Hauptreisezeit bin ich der einzige Mensch weit und breit - vor mir nichts als Schotterpisten und die Weite der Natur. Obwohl mir die Sonne bei 38 Grad gnadenlos auf den Helm brennt, könnte ich nicht glücklicher sein. Die Reise hat sich gelohnt. So fahre ich auf der ersten Tagesetappe noch ein Stück weiter, bis ich müde und zufrieden in meiner ersten Unterkunft übernachte.
Stressfrei in den zweiten Tag
Nach der langen Reise gönne ich mir ausreichend Schlaf und ein ausgiebiges Frühstück, bevor es weitergeht. Der ACT Italien verspricht 50% Offroad-Anteil. In der Praxis scheint es aber höher, denn wegen der tieferen Durchschnittsgeschwindigkeit verbringt man viel mehr Zeit auf Schotter als auf Asphalt. Doch die Triumph Tiger 900 Rally Pro macht es mir zum Glück leicht. Das Fahrwerk mit stolzen 240 mm Federweg bügelt auch gröbere Schläge problemlos weg. Die elektronischen Fahrhilfen im Offroad-Modus verrichten zuverlässig ihren Dienst und greifen mir dezent, aber sinnvoll unter die Stollen, so dass ich auch die wenigen, aber doch vorhandenen technischen Passagen problemlos meistern kann.
Am Ende eines ereignisreichen Tages erreiche ich mein Ziel, das offizielle Ende der ersten ACT-Tagesetappe. Nach der ersten Nacht im eher spartanischen Bed and Breakfast geniesse ich ein komfortables Zimmer im 4-Sterne-Hotel mit einem köstlichen Abendessen und hervorragendem Rotwein aus der Region.
Auf zum Monte Nerone
Am letzten Tag vor der Heimreise trete ich die zweite Tagesetappe an. Nachdem ich etwa ein Drittel der geplanten Strecke zurückgelegt habe, erreiche ich die breite Schotterpiste, die sich über zahlreiche Spitzkehren hinauf auf den Monte Nerone schlängelt. Ein herrlicher Aussichtspunkt und würdiger Abschluss meiner Schnuppertour auf dem ACT Italien.
Da der Nachmittag bereits angebrochen ist und noch knapp 700 Kilometer Heimreise vor mir liegen, will ich den Rest des Tages für einen Teil der Rückfahrt nutzen.
Kurzer Strandurlaub
Auf der Autobahn Richtung Norden habe ich mich kurzfristig für einen Zwischenstopp am Meer entschieden und ein Zimmer in unmittelbarer Strandnähe in Cervia bei Ravenna gebucht. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass ich schon bessere Ideen hatte. Der Strand ist hoffnungslos überfüllt, das Meer schmutzig und die Nacht laut.
Ich empfehle daher, in einer ähnlichen Situation etwas weiter zu fahren, den letzten Stopp vor der Heimreise z.B. in Como einzuplanen und den letzten Tag für eine entspannte Tour über die Schweizer Alpenpässe zu nutzen.
Wie hat sich die Tiger geschlagen?
Die Triumph Tiger 900 Rally Pro überzeugte nicht nur auf der langen Hin- und Rückfahrt durch ihre hervorragenden Komforteigenschaften. Dank des bärenstarken Motors und der hervorragenden Bremsen konnte ich auch die Landstrassenabschnitte in vollen Zügen geniessen. Gleiches gilt für die Schotterpassagen. Das Fahrwerk mit 240 mm Federweg hält das Motorrad auch bei höheren Geschwindigkeiten und gröberen Schlägen ruhig und bleibt dank des tadellos funktionierenden Offroad-Modus auf losem Untergrund stets gut kontrollierbar.
Die Triumph Tiger 900 Rally Pro schafft den Spagat zwischen Strassenperformance, Reise- und Geländetauglichkeit mit beispielhafter Eleganz. Die Tour nach Italien hat mich in der Überzeugung bestärkt, das richtige Motorrad für meinen Einsatzzweck gekauft zu haben.
Einzige Kritikpunkte: Der Lenker ist etwas zu nah am Körper, was sich bei steilen Anstiegen im Gelände negativ bemerkbar macht. Zudem ist die Lenkerdämpfung für meinen Geschmack etwas zu weich. Kleinigkeiten, die sich mit entsprechendem Zubehör sicher verbessern lassen und mit denen ich mich im kommenden Winter beschäftigen werde.
Hat sich der Trip gelohnt?
Zugegeben, die An- und Abreise war lang und natürlich musste ich noch Zeit in die Suche nach einer Unterkunft investieren, so dass ich nur einen kleinen Teil vom ACT Italien gesehen habe.
Aber ich war drei Tage auf Schotter unterwegs, habe einen Abend am Meer verbracht und bin mit vielen schönen Erinnerungen nach Hause gekommen.
Das Ganze kostete mich ein verlängertes Wochenende und ein paar Franken für Benzin, Essen und Unterkunft. Also ja, der Kurztrip nach Italien hat sich auf jeden Fall gelohnt und ich werde sicher noch weitere vergleichbare Abenteuer mit der Tiger in Angriff nehmen.
Über Adventure Country Tracks
Adventure Country Tracks e.V. ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Offroad-Routen für Adventurebikes in europäischen Ländern einzurichten und zu unterhalten. Die Routen sind im Vergleich zu den Trans Europe Trails (TET) deutlich einfacher zu befahren und daher auch für schwerere Reiseenduros geeignet. Die GPS-Daten der Strecken werden den Vereinsmitgliedern zum Download zur Verfügung gestellt. Infos zur Mitgliedschaft findet ihr auf adventurecountrytracks.com.