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Unterwegs auf Südafrikas „Route 62“

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Traumhafte Pässe, kulinarische Leckerbissen und offene Menschen: Eine 10-tägige Tour von Töffreisen Schweiz

Die von Kapstadt aus gestartete Rundreise führte uns durch die Weinberge im Hinterland zur bekannten „Garden Route“ und liess keine Wünsche offen – eine Empfehlung für alle Biker, die gutes Essen und hervorragende Weine schätzen.

Die Motoren brummen. Auf unseren Harley Davidsons fahren wir die Atlantikküste entlang. Noch vom bekannten „Chapmans Peak“ aus können wir auf das ofene Meer blicken. Eine Pavianfamilie begleitet uns ein Stück; ofensichtlich lassen sich die Tiere von den Motorengeräuschen nicht beeindrucken. Wir sind im Kap-Nationalpark angekommen.

Unweit vor uns liegt das berühmte Kap der guten Hofnung. Ausser Paviane können wir hier während der Fahrt Antilopen und Strausse in freier Wildbahn beobachten. Wir stoppen am Koordinatenpunkt, um ein paar Erinnerungsfotos zu schiessen. Dann haben wir auch unser Tagesziel erreicht: Den Leuchtturm am Kap, der seit 156 Jahren Seefahrern den Weg weist.

„kulinarische Rundreise“

Der Tagestrip ans Kap, den unser Harley- Vermieter und Tourguide Pierre Dohrmann aus Kapstadt an unserem ersten Südafrika- Tag mit uns unternimmt, steigert die Vorfreude auf unsere Tour durch den Südwesten des Landes. Los soll es am folgenden Tag gehen. Wichtig ist uns, dass wir neben einer spannenden Bike-Tour auch eine „kulinarische Rundreise“ erleben. Einen Vorgeschmack bekommen wir ebenfalls schon am ersten Tag: Während wir zum Lunch Meeresfrüchte schlemmen, können wir den Blick über die „False Bay“ geniessen.

„„Highway-Feeling“

Die Landschaft hat sich bereits verändert: Soweit das Auge reicht, wird die Strasse links und rechts von Weinbergen gesäumt. Kurz vor der Ernte, kann man den Duft der Trauben sogar riechen. Weiter geht es durch die Weinorte Robertson und Ashton sowie den Felsentunnel am Cogmanskloof-Pass, den die Engländer bereits 1899 erbaut haben. Die Weinbaugebiete im Vordergrund und die zerklüfteten Felsen der „Langeberge“ im Hintergrund bieten eine atemberaubende Szenerie, die uns an eine Filmkulisse erinnert.

Dann erreichen wir die legendäre „Route 62“. Die Strasse wird gerne mit der „Route 66“ in den USA verglichen und von erfahrenen Bikern gar als interessanter als die US-amerikanische Alternative eingestuft. Sie beginnt in Montague und führt bis ins 592 Kilometer entfernte Humansdorp. Dieser Route wollen wir die nächsten Tage folgen. Erst einmal nächtigen wir aber in Montagues „Mimosa Lodge“, an die ein mit mehreren Auszeichnungen geschmücktes Lokal angeschlossen ist. Das servierte Dinner des Schweizer Kochs ist ein kulinarischer Traum und rechtfertigt jeden der gewonnenen Awards.

Sexshop in der Wüste

Für den zweiten Tourtag ist eine 238 Kilometer lange Strecke geplant. Entlang der „Route 62“ geht es in den verträumten Ort Barrydale, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Es ist 35 Grad heiss und der Asphalt limmert regelrecht vor unseren Augen. Da kommt „Ronnies Sex Shop“ gerade recht. Verruchte Filme und heisses Liebesspielzeug gibt es hier nicht, dafür kühle Getränke und einen Pool, in dem wir unsere Füsse kühlen können. Laut unserem Tourguide ist der Stopp in der als Sexshop getarnten Bar ein Muss für alle Biker. Weiter geht es bis nach Oudtshoorn. Für die Nacht stehen Luxuszelte im Bufels Drift Camp bereit, von wo aus wir abends Flusspferden beim Baden im nahen See zuschauen können.

Es folgt eine Fahrt quer durch die Karoo bis nach Graaf-Reinert. Das Klima wird heisser, schon um 10.30 Uhr glüht der Asphalt. Auch die Landschaft verändert sich: Eine trockene Steppenwüste setzt sich durch. Immer wieder sieht man Straussenfarmen und freilaufende Karoo-Lämmer. Voraus fährt unser Guide mit lauter Musik von ACDC. Auf der 70 Kilometer langen, geraden Strecke nach Aberdeen kommt richtiges „Highway- Feeling“ auf.

Nach einer kleinen Erfrischung geht es weiter nach Graaf-Reinert. Wir haben noch Zeit, um bei Sonnenuntergang die Bergadler im „Valley of Desolation“ – dem Tal der Trostlosigkeit – bei der Jagd zu beobachten. Am Abend dinieren wir im an unser Gästehaus angeschlossenen Restaurant, das sich wiederum durch zahlreiche Awards auszeichnet. Unser Gastgeber und Koch Gordon erlegt selbst das Wild auf den umliegenden Farmen und plegt seinen eigenen Gemüse- und Kräutergarten.

Der Besuch des „Addo Elephant Nationalpark“ ist ein unglaubliches Erlebnis.

Am vierten Triptag verlassen wir Graaf- Reinert über zwei kleinere Pässe in Richtung „Addo Elephant Nationalpark“. Die Strecke für den Tag beträgt circa 235 Kilometer, wobei wir die „Route 62“ verlassen. Ab dem Örtchen Kirkwood verändert sich die Umgebung: Die trockene Landschaft wird abgelöst von Zitrusplantagen, die sich links und rechts der Strasse erstrecken. Am Nachmittag steht ein Besuch der „Schotia Game Farm“ an, wo wir die „Big 5“ erleben können. Ein weiterer Tageshöhepunkt ist ein typischer, südafrikanischer Braai-Abend. Wir geniessen Köstlichkeiten der Region, die direkt über dem Lagerfeuer zubereitet werden.

Für einen Tag unterbrechen wir unsere Harley-Davidson-Tour, um im „Addo Elephant Nationalpark“ auf Pirsch zu gehen. Es ist ein unglaubliches Erlebnis, die grauen Riesen in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten.

Weiter geht es am sechsten Tourtag: Auf dem Programm steht eine 280 Kilometer lange Strecke Richtung Knysna. Im „Tsitsikama Park“ entschliessen wir uns für eine Seiltour an der Rolle – mit rasantem Tempo sausen wir über Schluchten. Zurück auf der Harley erwartet uns eine landschaftlich wunderschöne Fahrt durch das „Nature Valley“, einem Tal, das mit ursprünglicher Natur beeindruckt. Beeindruckend ist ebenfalls die riesige Lagune, die beim Erreichen von Knysna vor uns liegt. Ein imposantes Naturschauspiel bietet sich an den „Heads“, wo die Lagune vom Indischen Ozean gespeist wird und die gigantischen Wellen brechen. Ein Höhepunkt ist die Übernachtung in luxuriösen Baumhäusern mit Blick über die Lagune. Verwöhnt werden wir am Abend mit einem delikaten Fünf- Gänge-Menü.
Die längste Etappe der Tour erwartet uns am siebten Tag: 370 Kilometer beträgt die Fahrtstrecke von Knysna nach Gaansbaai. Dabei kommen wir an einigen beliebten Orten der „Garden Route“ vorbei, wie etwa der kleinen Siedlung Wilderness, die für ihren wunderschönen Strand sowie die ursprünglichen Wälder in der Umgebung bekannt ist. Über George, Mosselbay, Swellendam und Stanford gelangen wir zu unserer spektakulären Unterkunft in Gaansbaai, in der schon Brad Pitt zu Gast war und von wo aus man über die Bucht nach Hermanus blicken kann. Vor unserem vorzüglichen Dinner geniessen wir den Sonnenuntergang mit einem Aperitif in der Hand.

Nochmals unterbrechen wir unseren Harleytrip für ein paar Stunden, um die Region genauer kennenzulernen. Für den Vormittag stehen drei Aktivitäten zur Auswahl: „Cage Diving“ mit den weissen Haien, ein Ausritt zu Pferd und eine botanische Fuß-Safari. Nachmittags fahren wir mit den Harley Davidsons zum „Cape Agulhas“, dem südlichsten Punkt Südafrikas. Hier trefen der Indische und der Atlantische Ozean zusammen.

Nach einer weiteren Nacht in Gaansbaai nehmen wir am Morgen unseres neunten Tourtags die Küstenstrasse über Hermanns nach Gordons Bay. Im Meer können wir einen Schwarm Delphine beobachten. Über mehrere Pässe gelangen wir durch das Weinanbaugebiet der Hugenotten nach Franschhoek. Wir passieren das Victor Vester Gefängnis, wo Mandela nach 27-jähriger Freiheitsstrafe 1990 seine ersten Schritte in Freiheit machte. In Wellington verbringen wir unsere letzte Tournacht, zum Abschluss gibt es ein exklusives Dinner.

Nachdem wir unsere Maschinen am nächsten Morgen auf der 100-Kilometer-Strecke bis Kapstadt ein letztes Mal geniessen konnten, treten wir unsere Heimreise an – mit vielen neuen Eindrücken und Erinnerungen und ein wenig Wehmut im Gepäck.

Klaus Fröhls, Töffreisen, Schweiz