MSS Testbericht Yamaha Tracer 700
30. Juli 2016Ab in den Süden
20. August 2016Fahrbericht Yamaha Tracer 700
Was braucht man, um mit dem Motorrad zu reisen? Hätte es in der Antike schon Motorräder gegeben, wäre das ein heisses Diskussionsthema zwischen den zähen Spartanern und luxusverwöhnten Griechen gewesen. Zumindest, wenn man den geschichtlichen Darstellungen der Hollywood-Regisseuren glauben schenkt.
Natürlich kann man auch heute stundenlang über dieses Thema streiten und wie bei vielen Diskussionen, haben beide Parteien recht. Es hat durchaus seinen Reiz, auf bequemen Sesseln und mit grossen Koffern voller Gepäck auf Tour zu gehen. Doch es geht auch simpler: mit der Yamaha Tracer 700.
Alles was man zum Reisen braucht
Der neuste Wurf der Japaner im Sport-Touring-Segment hat alles, was man für einen kürzeren oder auch längeren Trip braucht - nicht mehr und nicht weniger. Die „kleine“ Tracer bietet genug Raum für Fahrer und Sozius, hat ausreichend Leistung, um sportlich bewegt zu werden und stellt, mit dem entsprechenden Zubehör ausgestattet, genügend Platz zur Verfügung, um Gepäck für zwei Personen zu transportieren.
Gelungene Heckpartie
Äusserlich orientiert sich die Tracer 700 an der schon seit dem letzten Jahr erhältlichen 900er-Version. Auffallend sind jedoch die sich nach hinten verjüngende Sitzbank und die eleganten Haltegriffe. Dadurch wirkt das Heck der 700er deutlich dynamischer und eleganter und fügt sich perfekt ins gelungene Gesamtbild der Maschine ein.
Angenehme Sitzposition und guter Windschutz
Wer auf der Tracer 700 Platz nimmt, freut sich über die angenehme Sitzposition und die bequeme Sitzbank. Ausserdem ist die Frontscheibe, obwohl oder gerade weil sie sehr klein ist, aus unserer Sicht perfekt gelungen. In der untersten Position nimmt sie den Druck vom Oberkörper, lässt aber den Helm und die Schultern frei von Verwirbelungen im Wind, sodass diese Partien ausreichen belüftet werden. Ganz nach oben gestellt, entlastet sie zusätzlich den Kopfbereich und bietet somit ausreichend Komfort für längere Autobahnetappen.
Doch meistens bleibt die Scheibe unten. Denn das Revier der Yamaha Tracer 700 liegt abseits der Schnellstrassen. Dort kann sie ihren grössten Trumpf ausspielen - ihr Gewicht. Auf dem Papier stehen 196 Kilo fahrfertig. Gefühlt ist es einiges weniger.
Spielerisch leichtes Handling
Es ist unglaublich, wie spielerisch sich dieses Motorrad fahren lässt. Kurz aufeinander folgende Spitzkehren? Kein Problem. Die Tracer 700 lässt sich von der einen Kurve in die andere werfen, als wären die Radien vorprogrammiert.
Fahrmodi? Braucht man nicht. Der aus der MT-07 stammende Zweizylinder bietet genau das richtige Leistungsniveau (75 PS / 68 Nm), um pfeilschnell aus der Kurve heraus zu beschleunigen, ohne dabei die Grenzen der Physik zu überschreiten.
Fahrwerk einstellen? Kann man vergessen. Die Fahrwerksabstimmung liegt genau zwischen sportlich und komfortabel und passt sowohl für schnelle Passagen wie auch für gemütliche Abschnitte der Tour.
Das komplette Bike ist auf leichtes Handling ausgelegt. Wer mit der Tracer 700 unterwegs ist, kann sich völlig stressbefreit auf das essenzielle konzentrieren: das Motorradfahren. Keep it simple - genau das ist es, was den Reiz dieses Sport-Tourers ausmacht.
Reto’s Fazit
Wer spielerisch leichtes Handling hört, denkt dabei unter Umständen an ein Einsteigerbike. Natürlich ist die Yamaha Tracer 700 hervorragend für Neulenker geeignet. Aber sie weiss auch erfahrene Biker zu begeistern. Gerade weil sie so simpel zu fahren ist, ist sie die ideale Begleiterin für lange Etappen. Dank ihren sportlichen Qualitäten sorgt sie auch auf der kurzen Feierabendrunde am Hausberg für richtig viel Fahrspass. Ein echtes Multitalent.