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Tiger 900 Rally Pro und GT Pro 2024 – erste Fahreindrücke

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Zwei spannende Tage mit der neuen Triumph Tiger 900

Im Frühsommer dieses Jahres durften wir die Tiger 900 Rally Pro ausgiebig testen und waren schlichtweg begeistert. Inzwischen hat Triumph die Krallen der britischen Raubkatze nachgeschärft. Die 2024er Modelle der Tiger 900 Rally Pro und GT Pro stehen ab sofort bei den Händlern.

Am Triumph Pressetest in Málaga konnten wir die Tiger 900 Rally Pro einen Tag im Gelände und beide Modellvarianten, also auch die GT Pro, einen Tag auf der Strasse fahren. Das reicht natürlich noch nicht für einen ausführlichen Fahrbericht - aber immerhin können wir schon unsere ersten Fahreindrücke schildern.

 

Kaum nennenswerte Kritik

Bevor wir die bestehenden und neuen Qualitäten der Triumph Tiger 900 loben, möchten wir kurz auf die wenigen Kritikpunkte eingehen.

Statt der hochgezogenen Sitzbank hat die Tiger 900 nun wie ihre grosse Schwester, die Tiger 1200, einen separaten Tankschutz. Leider ist dieser aus einem Material gefertigt, das schnell sichtbare Gebrauchsspuren zeigt. Wer sich daran stört, dem empfehlen wir dieses Bauteil vorbeugend vom Sattler mit Kunstleder überziehen zu lassen.

Die letzten beiden Punkte betreffen ausschliesslich die Rally Pro: Die Handprotektoren sind wie beim Vorgängermodell wenig vertrauenserweckend, da sie nur aus Kunststoff bestehen. Zudem hätten wir uns den Umstieg auf das endurotypische 18-Zoll-Hinterrad gewünscht. Fahrtechnisch würde das zwar kaum einen Unterschied zum verbauten 17-Zoll-Rad machen, aber es würde der geländetauglicheren Version der Tiger 900 gut zu Gesicht stehen und den gelungenen Adventure-Look noch etwas mehr betonen.

Abgesehen von kleineren Kritikpunkten wurde die Triumph Tiger 900 gekonnt verfeinert, ohne die vorhandenen Tugenden zu beeinträchtigen.

 

Überarbeiteter, leistungsstärkerer Motor

Der Hubraum bleibt unverändert bei 888 cm³. Leistung und Drehmoment wurden jedoch verbessert. Statt bisher 95 leistet der überarbeitete Reihen-Dreizylinder nun 108 PS, das Drehmoment steigt um drei Newtonmeter auf satte 90 Nm.

Auf dem Papier macht sich die Mehrleistung eigentlich nur im oberen Drehzahlbereich bemerkbar. Die Praxis sieht anders aus. Der neue Motor fühlt sich über das gesamte Drehzahlband dynamischer an und bietet immer genug Druck, um die Tiger 900 auf der Strasse sportlich zu bewegen. 

Im Gelände lässt sich das Gas nach wie vor sehr fein dosieren, nicht zuletzt dank dem hervorragend funktionierenden Offroad-Modus. Zudem erleichtert der drehmomentstarke Motor die Bewältigung technischer Passagen. In den ersten beiden Gängen kann auch bergauf extrem niedertourig gefahren werden, ohne dass ein Absterben des Motors zu fürchten ist.

Verbesserte Lenkerposition und Vibrationsdämpfung

Um das Fahren im Stehen komfortabler zu machen, wurde die Lenkerposition um 15 mm näher an die Sitzbank gerückt. Eine Verbesserung, die nicht von allen Testern als solche empfunden wurde. Bei steilen Anstiegen ist der Lenker für grosse Fahrer (über 1,80 m) zu nahe am Körper und eher eine Be- als eine Entlastung. Glücklicherweise hat Triumph vorgesorgt und bietet im Originalzubehör Lenkeraufnahmen an, welche die Lenkerposition wieder um 15 mm nach vorne verlagern.

Die neue Lenkerdämpfung ist jedoch für alle Fahrerinnen und Fahrer ein Gewinn. Vibrationen sind nun kaum noch spürbar, was den Fahrkomfort gerade auf längeren Autobahnetappen weiter erhöht.

 

Mehr Komfort und Bewegungsfreiheit dank überarbeiteter Sitzbank

Die neue Sitzbank, die übrigens bei beiden Modellvarianten ab Werk beheiz- und höhenverstellbar ist, wurde leicht überarbeitet und im vorderen Bereich etwas schmaler geschnitten. Dadurch ist der Schrittbogen etwas kürzer geworden und bietet ein wenig mehr Bewegungsfreiheit. Dank der verbesserten Polsterung hat der Langstreckenkomfort nicht gelitten - im Gegenteil. Auch in diesem Bereich konnte die Tiger 900 zulegen.

Der Wind- und Wetterschutz bleibt unverändert und ist hervorragend für alle, die nicht komplett abgeschottet fahren möchten. Dank der Windschutzscheibe mit Aussparung wird der grösste Teil des Winddrucks von Kopf und Oberkörper genommen. Jacke und Helm bleiben dennoch im Luftstrom, so dass auch bei hohen Temperaturen eine ausreichende Kühlung gewährleistet bleibt. Bei höheren Geschwindigkeiten sind leichte Verwirbelungen am Helm spürbar. Sie sind jedoch nicht so laut, dass sie als störend empfunden werden.

Display von der Tiger 1200

Das 7-Zoll-TFT-Display wurde von der Tiger 1200 übernommen. In der Standardkonfiguration zeigt es nur die Abbildung eines Rundinstruments mit Drehzahlmesser, Geschwindigkeits-, Tank- und Ganganzeige. Ein beträchtlicher Teil des grosszügig dimensionierten Displays bleibt ungenutzt. Optional können noch Verbrauchsinformationen oder drei Kilometerzähler eingeblendet werden. Allerdings muss man sich für eine Kategorie entscheiden. Das bedeutet, dass z.B. ein Tageskilometerzähler nicht gleichzeitig mit der Restreichweite angezeigt werden kann. Das ist zwar keine grosse Einschränkung - nötig gewesen wäre sie jedoch nicht.

Trotzdem ist das neue Display eine Verbesserung gegenüber dem Vorgängermodell. Es ist übersichtlich und unabhängig von der Sonneneinstrahlung perfekt ablesbar.

 
 

Tiger 900 Rally Pro - die Allrounderin

Die geländetauglichere Modellvariante der Tiger 900 ist mit Speichenrädern mit schlauchlosen Felgen ausgestattet und setzt am Vorderrad auf die endurotypische Radgrösse von 21 Zoll. Ausserdem bietet sie deutlich mehr Federweg: 230 Millimeter hinten und 250 Millimeter vorne. Federbein und Gabel stammen von Showa und sind beide voll einstellbar.

Tiger 900 GT Pro - die Strassenspezialistin

Die strassenorientierte Schwester setzt auf Alugussfelgen und ein 19-Zoll-Vorderrad. Die Federelemente von Marzocchi bieten 180 mm Federweg vorne und 170 mm hinten. Im Gegensatz zur Rally Pro kann das Federbein der GT Pro elektronisch an den Beladungszustand angepasst werden. Auch die Gabel ist voll einstellbar - allerdings genau wie bei der Rally Pro nur mechanisch.

Welche Tiger 900 ist die richtige?

Wer die beiden Modelle im Fahrbetrieb vergleicht, wird feststellen, dass die Tiger 900 Rally Pro auch auf der Strasse hervorragend funktioniert. Angesichts der langen Federwege bleibt die Tiger 900 Rally Pro auch bei harten Bremsmanövern erstaunlich stabil. Ausserdem ist das geländetaugliche Fahrwerk auch auf der Strasse ein Gewinn. Mehr Komfort und zusätzliche Schräglagenfreiheit sind auch auf Asphalt eine feine Sache.

Die Tiger 900 GT Pro punktet vor allem mit ihrer niedrigeren Sitzhöhe und dem elektronisch verstellbaren Federbein. Zudem ist sie etwas agiler als die Rally Pro, was sich vor allem in sehr engen Kurven positiv bemerkbar macht.

Theoretisch sieht es aus unserer Sicht so aus: Wer kleiner als 1,70 ist und/oder fast ausschliesslich auf asphaltierten Strassen fährt, greift zur Tiger 900 GT Pro. Alle anderen profitieren mit der Tiger 900 Rally Pro von einem komfortableren und deutlich vielseitigeren Reisemotorrad, das auf asphaltierten Strassen kaum nennenswerte Nachteile aufweist.

In der Praxis lässt sich die Frage nach dem richtigen Modell wie immer nur auf eine Weise zuverlässig beantworten. Mit einer Probefahrt beim nächstgelegenen Triumph-Händler. Informationen zum Händlernetz sowie zu den neuen Tiger 900 Modellen findet ihr auf triumph-motorcycles.ch.

Lennart Andreas van Dijk

2020 fuhren Lennart und seine Frau Maia auf zwei Triumph Tiger 900 Rally Pro bis zum Nordkap und reisten direkt im Anschluss durch Südafrika bis hinunter nach Kapstadt. Wir durften den leidenschaftlichen Motorradfahrer und Fotografen bei der Präsentation der neuen Tiger 900 in Málaga kennenlernen. Seine Motorradabenteuer dokumentiert Lennart eindrucksvoll auf seinem sehenswerten Instagram-Profil