Junggeblieben bei Moto Lehmann
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Autor & Fotos: Vincent Arzenton
Mittlerweile hat der jährliche Anlass so etwas wie einen Legendenstatus erreicht, von dem andere Hobby-Szenen wohl nur träumen können. Wenn der Love Ride Switzerland stattfindet, schaut nicht nur in unserem Land dem Spektakel gespannt zu.
Schliesslich ist der eher kleine Zusammenschluss mit der Zeit herangewachsen, zur nun sogar weltweit grössten Biker-Benefiz-Veranstaltung. 2024 gehen es für die Organisatoren nämlich zum 32. Mal an die Startlinie.
Der frühe Vogel macht das Rennen
So wurde Dübendorf bei Zürich für einen Tag erneut Zeuge eines bemerkenswerten Anblicks: Schon am frühen Morgen bebt der Asphalt und die ersten Fahrer rollen auf ihren schweren Maschinen an. Begrüsst wird man bereits durch erste musikalische Auftritte, während viele Fahrerinnen und Fahrer langjährige Bekannte wiedertreffen. Da macht man sich auch aus ein paar Regentropfen nichts, die am Vormittag leider nicht ganz ausblieben.
Insgesamt sammelten sich etwa 3.000 Maschinen, die vereint in mehreren Konvois die Ausfahrt durch das Zürcher Ober- und Unterland angetreten sind. Bei dieser Angabe sind allerdings die vielen Motorräder, Trikes und Töffs der Besucherinnen wie Besucher oder die Ausstellungsmodelle noch gar nicht mitgezählt.
Was treibt den Love Ride an?
Unter dem Motto „Ein Herz bewegt“ engagierten sich die harten Jungs und Mädels auf dem Militärflugplatz für das Wohl von muskelkranken Kindern, wobei sie zeitgleich die Rideout-Saison einläuteten. Unterstützt wurden sie dieses Jahr von geschätzten 7.000 Besuchern vor Ort und noch viel mehr Schaulustigen entlang der gefahrenen Route.
Vor allem werden durch die gesammelten Spendengelder Stiftungen und andere Institutionen unterstützt, die sich dem Lindern des Leidens von unter Muskeldystrophie erkrankten Kindern oder Jugendlichen widmen. Man zeigt sich solidarisch und engagiert sich, während man zugleich einen angenehmen freien Tag voller knatternden Motoren, schneller Maschinen und Unterhaltung geniessen kann.
Die Freiheit der Strasse
Herzstück vom Anlass war natürlich der gemeinsame Rideout um 11:00. Diese Fahrt durch das Zürcher Ober- und Unterland mit etwa 5.000 Töffs soll den gehandicapten Menschen helfen, das beflügelnde Gefühl von Freiheit nachzuempfinden, das die Biker beim Fahren durch die blühende Naturkulisse so schätzen. Raus aus dem Rollstuhl, rein in das Gespann oder Trike! Bei diesem Anblick konnten sich selbst die Wettergötter nicht länger querstellen und gaben die Bahn frei für strahlenden Sonnenschein am restlichen Tag.
Angeführt wurde der lange Konvoi von der 31-jährigen Luana Montanaro aus Thun. Sie ist selbst von dem Krankheitsbild betroffen und wirkte dieses Jahr unter dem Titel «Love Ride Eagle als Gesicht der Veranstaltung. Doch auch alle übrigens 230 Menschen mit einer entsprechenden Muskelerkrankung, die auf den Ride-out dabei sein wollten, haben eine Mitfahrgelegenheit gefunden.
Viele Highlights im Haupt- und Rahmenprogramm
Nicht nur die ausladende Fahrt in der beliebten Zürcher Umgebung weiss zu überzeugen, gleichzeitig sorgte das Bühnenprogramm für massig Abwechslung. Vor allem als Freund von Rock, Metal und Blues kam man auf ihre Kosten: Tempesta rauschte als Urgestein des Schweizer Hard Rocks auf die Bühne, BluesTonique sowie Mindcoma verzauberten mit sanften Blues- und Akustikklängen, Roxxette mit ihrem poppigen Rock-Tribute.
Die kraftvolle Seraina Telli rockte im knalligen Neon-Look, flankiert vom aus The Voice bekannten Marc Amacher. Dieser engagierte sich bereits am Wochenende zuvor in Thun auf der Pre Love Ride Party für den guten Zweck und bewies viel Ausdauer bei einem ausgedehnten Live-Auftritt für Fans und Unterstützer. Am Love Ride selbst bekommt man jedoch für den verhältnismässig kleinen Eintrittspreis viel für sein Geld, bezahlt man doch weniger als für ein Konzert von nur einem der vielzähligen bekannten Musiker.
Um 12:00 boten Mike Pfister & Crew den Gästen eine atemberaubende Motocross-Stuntshow mit waghalsigen Luftsprüngen. Ergänzt wird das alles durch ein breites Angebot an Aktivitäten wie z.B. der grossflächigen Ausstellung «Bikes ´n Stuff», die die Liebhaberherzen höhenschlagen liess. So war für Klein und Gross, doch auch für Jung und Alt etwas Spannendes dabei.
Den ganzen Sonntag über war natürlich durch Imbiss-Stände für das leibliche Wohl gesorgt und man hat freien Eintritt in das historische Fliegermuseum, während auch die vielen Familien unter den Besuchern von der Hüpfburg bis zum Kinderzirkus eine Menge erwartet.
Souverän ins Ziel
Auf die Frage, was er sich für den diesjährigen Love Ride wünsche, antwortete Bruno Leutwlyer knapp: «Wunderschönes Wetter und einen unfallfreien Tag, das ist mehr als genug!» Die bodenständige wie genügsame Grundhaltung des beachtlichen Teams an Organisatoren, engagierten Promis, Musikern sowie Helfern machen einen Anlass in dieser Grösse jedes Jahr auf´s Neue möglich.
Was zählt ist nicht die Frage nach Profit oder Bekanntheit, sondern der simple soziale Grundgedanke. Auch wenn es immer wieder eine Herausforderung ist, so glückte die Planung erneut reibungslos und das Publikum konnte sich wieder einem vollgepackten Veranstaltungstag samt attraktivem Rahmenprogramm hingeben. Sogar der letztes Jahr leider tragischerweise verunfallte Stephan war wieder z´wäg und konnte zusammen mit seinem kleinen Sohn Gas geben.
Der Love Ride bleibt besonders im 2024 ein Phänomen, denn kaum ein anderer Anlass vereint coole Freizeitgestaltung so gekonnt mit sozialem Engagement. Trotz vieler Worte kann man ihn nur schwer beschreiben, man muss ihn unbedingt selbst erleben. Tickets für 2025 sind vor Ort oder auf loveride.ch zu erwerben.