parallax background

Die Macht ist mit ihr – Energica Eva Ribelle

Die Männertour
23. September 2020
David Maric – the Dressman
25. September 2020
Die Männertour
23. September 2020
David Maric – the Dressman
25. September 2020

Ein Fahrbericht von Reto

Normalerweise versuche ich bei unseren Fahrberichten so sachlich wie möglich zu bleiben. Im Fall der Energica Eva Ribelle bin ich jedoch so sehr hin- und hergerissen, dass es absolut keinen Sinn machen würde, an dieser Stelle einen rein objektiven Fahrbericht zu schreiben. Ich beschränke mich deshalb ausnahmsweise auf die Schilderung meiner ganz persönlichen Erlebnisse mit diesem sehr aussergewöhnlichen Bike.

Vorab muss ich erwähnen, dass ich privat gerne auf sogenannten Mittelklasse-Bikes unterwegs bin. Motorräder jenseits der 130 PS Marke sind mir in der Regel auf Dauer zu anstrengend. Zudem bevorzuge ich eine möglichst aufrechte Sitzposition mit weitem Kniewinkel. Die Energica Eva Ribelle hatte mit ihren 145 PS, 215 Nm Drehmoment und relativ hoch liegenden Fussrasten gute Chancen, bei mir auf nicht besonders viel Gegenliebe zu stossen.

 

Ungewohnter erster Kontakt

Am Freitag vor meiner Männertour wird mir die Energica Eva Ribelle bei der Extablish AG in Stans übergeben. Nach einer kurzen Einweisung setze ich mich auf das Bike und fahre los. Am ersten Ampelstopp greift die linke Hand ins Leere - und das nicht zum letzten Mal an diesem Wochenende. An die fehlende Kupplung muss ich mich erstmal gewöhnen.

Auch die erste, engere Kurve fühlt sich total anders an. Hier machen sich die fehlenden Kreiselkräfte bemerkbar, die im Verbrenner-Alltag das Motorrad stabilisieren. Dazu gesellt sich noch die brutale Leistungsentwicklung, oder besser gesagt die Leistungsexplosion der Energica. Das Teil reisst dermassen nach vorne, dass ich nach der ersten kurzen Beschleunigung kapituliere und auf den entschärften Urban-Modus schalte. In diesem Moment denke ich nur „Bring das Wochenende einfach hinter dich und dieses Geschoss wieder heil nach Hause“.
 

Erste Annäherungsversuche

Nach den ersten beiden, eher von gemütlichem Fahrstil geprägten Stunden, bekomme ich immer mehr ein Gefühl für die Maschine. Das anfangs etwas unsichere Feeling in den Kurven verschwindet zusehends und ich beginne an der Leistungsgrenze des Urban-Fahrmodus zu kratzen.

Jetzt fällt mir auch auf, wie hochwertig sich das Bike eigentlich anfühlt, während es völlig vibrationsfrei über den Asphalt gleitet. Zeit mal kurz anzuhalten, um die Maschine etwas detaillierter zu betrachten. Dabei wird schnell klar, dass es sich bei der Eva Ribelle um ein echtes Premium-Produkt handelt. Zahlreiche gefräste, wunderschön eloxierte Aluminiumteile zieren die Maschine. Spiegel, Lenker, Bremshebel, Fussrastenanlage,… alles feinste Komponenten, die wir sonst nach dem Fahrzeugkauf für teures Geld bei LSL oder Rizoma dazu bestellen und verbauen.

Die anfängliche Skepsis ist verflogen

In den zweiten Tag starte ich mit deutlich besseren Grundvoraussetzungen. Erstens weiss ich schon was mich erwartet, zweitens habe ich mich bereits gut an die Maschine gewöhnt und drittens verlasse ich kurz nach dem Start die Schweiz und befreie mich somit vom Damokles-Schwert des vorzeitigen Ausweisentzuges. Ein guter Zeitpunkt, um die 220 Nm mal von der Leine zu lassen.

 
 


Auf den Punkt gebracht fühlte ich mich wie der junge Luke Skywalker und ja – die Macht war mit mir. :) Wenn man sich erstmals an die aussergewöhnliche Charakteristik der Energica Eva Ribelle gewöhnt hat, macht die Maschine einen Heidenspass.

Dieses Bike in die Kurve zu werfen, um kurz darauf wieder hinaus katapultiert zu werden, ist ein unvergleichliches Vergnügen, das trotz der brutalen Leistung überraschenderweise nie anstrengend wirkt, da der Schaltvorgang wegfällt und man sich voll auf die Fahrt konzentrieren kann. Meine anfängliche Skepsis gegenüber der Eva Ribelle war unbegründet und spätestens ab diesem Zeitpunkt völlig verflogen.

Ein exklusives Antriebskonzept

Wer schon einmal an den hitzigen Stammtischdiskussionen zum Thema Elektromotorrad teilgenommen hat, kennt die ewig gleichen, voreingenommenen Argumente, die sich immer um die gleichen Punkte drehen wie beispielsweise Preis-Leistungsverhältnis, Umweltverträglichkeit, Reichweite, u.s.w.

Aber sind wir mal ehrlich – sind das Kriterien, die uns Motorradfahrer normalerweise interessieren? Wohl eher nicht. Der Elektromotor ist nichts anderes als ein aussergewöhnliches, exklusives und zugegeben, auch etwas teureres Antriebskonzept. Aber wer sich zum Beispiel ein Bike mit einem Sechszylinder oder einem Kompressor-Aufgeladenen Motor gönnt, muss dafür auch etwas tiefer in die Tasche greifen.

Auch das Laden ist kaum noch mit Unannehmlichkeiten verbunden. Auf meiner Tour habe ich keine längeren Pausen eingelegt, als ich sie sonst gemacht hätte und das hat für die beiden Ladevorgänge locker gereicht. Einzige Einschränkung: der Standort der Ladestation entscheidet über Ort und Zeit der Mittagspause.

 
Dabei können die angepeilten Ladestationen auch ruhig etwas weiter auseinander liegen. Bei sportlicher Fahrweise sind zwischen 200 und 250 Kilometer an einem Stück problemlos möglich. Ich schaffte es, während des Testwochenendes auf 160 Kilometern 90% Akku zu verbrauchen. Liegt aber vermutlich daran, dass ich meiner Freude an der Beschleunigung etwas zu viel Freilauf gönnte.

Auch wenn es Gründe geben mag, die gegen den Kauf eines Elektromotorrads sprechen, spricht absolut nichts dagegen, es mal auszuprobieren. Ihr könnt die Bikes von Energica bei der Extablish AG in Stans nicht nur kaufen, sondern auch mieten. Infos zu den Bikes und den Mietpreisen findet ihr auf e-performance.ch.