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Honda CRF 1100 L Africa Twin Adventure Sports ES – es muss nicht immer Afrika sein

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Mehr Reisekompetenz dank kleinerem Vorderrad und neuer Verschalung

Auch wenn es Africa Twin-Puristen erschaudern lässt: In der 2024-er Adventure Sports Variante der neuen Africa Twin dreht sich vorne ein 19 Zoll-Rad. Das Augenmerk dieses Modells mit aktivem Fahrwerk, mehr Midrange-Power, einer neuen Verkleidung und kürzeren Federwegen ist denn auch weniger auf bahnbrechende Offroad-Qualitäten als vielmehr Reisekomfort und gute Fahreigenschaften auf Asphalt gelegt. Die Schotterstrasse soll jedoch keineswegs ein unüberwindbares Hindernis sein.

Bevor wir uns davon überzeugen können, muss allerdings das Startprozedere des Mäusekinos abgewartet werden, welches langwierige 20 Sekunden dauert. Während ich warte fällt auf, dass die Sitzposition angenehm tief ist, trotz Komfort spendendem 15 mm dickerem Sitzpolster als bis anhin.

 

Mit meinen 180 cm erreiche ich mit beiden Fersen sicher den Boden. Und kurzbeinige aufgepasst: Es ist sogar noch ein tieferer Sattel verfügbar. Adventure-Motorrad fahren startet so dank geringen 795 mm Sitzhöhe schon unter einer Körpergrösse von 170 cm, ohne dafür das Fahrwerk tieferlegen zu müssen. Weiter ist im direkten Vergleich mit der letztjährigen 21-Zoll Adventure Sports der Schwerpunkt deutlich spürbar gesunken, was sich schon im Stand zeigt, wenn man den Töff vom Ständer hebt. Beides sind Auswirkungen des kleineren Rades, aber auch der um 20 mm gekürzten Federwegen. Es verbleiben generöse 210 mm vorne und 200 mm hinten.

 

 

Das Fahrverhalten ist denn auch spürbar homogener. Das indifferente und kippelige Gefühl vom 21-Zoll Rad fehlt gänzlich, auch die Zielgenauigkeit hat deutlich gewonnen. Sofort baut der etwas breitere 110-er Vorderreifen Vertrauen auf. Dank dem serienmässigen aktiven Fahrwerk von Showa sind Nickbewegungen erfreulich gering.

Innert 15 Millisekunden reagiert dieses auf den aktuellen Fahrzustand und passt die Dämpfung entsprechend an. Komfort, Stabilität und Fahrdynamik nehmen so allesamt zu. Es war wohl noch nie eine Africa Twin dermassen begeisternd auf Asphalt unterwegs, zu gut ist das Feedback und das Vertrauen. Sportliche Einlagen gehen mit dieser Adventure Sports leicht von der Hand, irgendwann kratzen auch die Rasten. Dann hat man doch schon sehr anständige Schlagseite, ohne sich durch schwammiges Fahrverhalten gestresst zu fühlen. Die neuen Reifendimensionen eröffnen zudem den Zugang zu einer deutlich breiteren Palette von Reifen, auch Sportpellen. 

 

 

 

Der Quickshifter flutscht tadellos, sanft und schnell, die Gänge können intuitiv durchgesteppt werden. Sportliche Fahrer werden ihn lieben. Dabei fügt sich der sonor, aber nicht zu laut bollernde Reihenzweizylinder bestens ins Bild. Seine Gasannahme ist sanft, er hängt gut am Gas. Im nun kraftvolleren mittleren Drehzahlbereich, welcher durch neue Kolben und eine höhere Verdichtung verwirklicht wurde, fühlt man sich pudelwohl und reitet die gebotene Drehmomentwelle mit grossem Spass, als ob man nie etwas anderes gemacht hätte. 

Auf einer kurzen, gut ausgebauten Schotterpassage kann ich mich davon überzeugen, dass derartige Wege weiterhin zum Repertoire der Africa Twin Adventure Sports gehören. Die Federwege sind immer noch lang genug und der tiefere Schwerpunkt hilft sogar. Es müsste schon deutlich rauer zugehen, um hier ein Defizit gegenüber der Vorgängerin auszumachen.

 

 

Hinter der grossen Verkleidung geht es in allen Fahrsituationen sehr komfortabel zu und her. Bei meiner Grösse steht die manuell verstellbare Scheibe ganz am oberen Ende, wo nur ein paar wenige Wirbel am Scheitel spürbar sind. Jedenfalls ist der Wetterschutz hinter dem breiten 24,8-Liter Spritfass und der neuen Verkleidung mit den beiden Nüstern an der Seite grandios. Wetten, dass Besitzer dieses Bikes auch bei kühler Witterung noch öfter auf den Strassen anzutreffen sind? Dank bequemer Sitzposition können auch lange Etappen ermüdungsfrei genossen werden.

Wenn wir schon beim Komfort sind: Das Doppelkupplungsgetriebe steigert das Wohlgefühl noch einmal deutlich. Die Schaltvorgänge sind geschmeidig, überfordern oder verunsichern mich niemals. Für zügiges Kurvensurfen wechsle ich gerne in den manuellen Modus des DCT und bestimme selbst, welcher Gang mir gerade passt. Über die Schaltwippen am linken Lenkerende geht das einwandfrei, der optionale Fussschalthebel für das DCT entlastet jedoch die Arbeitslast der linken Hand.

Denn gerade bei der DCT-Version sind beide Lenkerarmaturen mit Knöpfen nur so übersät. Die Bedienung ist zwar sehr logisch gestaltet, jedoch erfordern die zahlreichen Knöpfe öfters auch mal das Auge, um sich zurechtzufinden. Dafür ist das Display hervorragend ables- und intuitiv bedienbar. 

Weitere Informationen zu Preisen, Verfügbarkeit, technischen Daten und Zubehör gibt es auf honda.ch.

Fotos: Zep Gori & Ciro Meggiolaro

 
 

Lukas' Fazit:

Kunden, die oft auch schwierigeres Gelände bereisen, werden mit der normalen Africa Twin glücklicher. In Sachen Fernreise- und Strassenperformance stellt die 2024-er Version der Honda Africa Twin Adventure Sports higegen alle ihre Vorgänger in den Schatten. Ihre Offroad-Tauglichkeit vernachlässigt sie dabei nicht zu sehr. Die Allround-Qualitäten sind ebenso erfreulich wie die breite Zubehörpalette. Dazu ist die Verarbeitung bis ins Detail piekfein. Hat da jemand im Hintergrund „Varadero“ gemurmelt? Nicht? Wie dem auch sei, die Adventure Sports ist aber trotz viel besserer Ausstattung über 30 kg leichter.