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Yamaha MT-09 – Verjüngungskur zum runden Geburtstag

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Volles Programm: Schönheits OP inkl. Elektronik- und Motorenupdate 

Meine Güte! Sind es echt schon 10 Jahre her, seit die erste MT-09 präsentiert wurde? So ein runder Geburtstag muss natürlich mit einem würdigen Fest und prominenten Gästen gefeiert werden.

Die Feier findet im Stammwerk von Yamaha in Iwata, Japan, statt und wird vom MT-09-Projektleiter Koji Tsuya persönlich organisiert. Bei der Bescherung erscheint als erster der Leiter der Designabteilung, Soichiro Hatano, mit einem Gutschein für eine Schönheitsoperation, die das volle Programm beinhaltet: Vom sportlichen Gesicht über eine schmalere Wespentaille, eine angepasste Sitzposition und einen minimalistischen Auspuff bis hin zu neuen Kühlerverkleidungen ist alles dabei, was sich die Jubilarin nur wünschen kann.

 

Als nächstes präsentiert Akihiro Inaba, Leiter der Elektronikabteilung, sein mit Spannung erwartetes Geschenk: ein komplett neues Elektronikpaket mit neuen Bedienelementen und -logik, einem grösseren TFT-Display mit voller Konnektivität und Navi-Anzeige, fünf teilweise einstellbaren Fahrmodi, inklusive modernstem Quickshifter und neuer Blinkerbetätigung.

Stolz zeigt Nobuyuki Miyoshi, verantwortlich für die Motorenentwicklung, das Upgrade, das mit einem neuen Ansaugtrakt und einem feiner verzahnten Getriebe für weichere Schaltvorgänge nun auch die Norm Euro 5+ erfüllt.

Ebenfalls auf der Gästeliste: der Ingenieur für Bridgestone Erstausrüstung Kazuki Shinomiya. Er holt die neue Serienbereifung aus dem Geschenkpapier, den Bridgestone Battlax Hypersport S23 in M-Spezifikation, der speziell für die MT-09 entwickelt wurde und die Verjüngungskur des Geburtstagsbikes komplettiert.

 

 

Nach der Verjüngungskur bereit für die erste Probefahrt auf Lanzarote

Kurz nach diesem denkwürdigen Geburtstagsfest hat sich die MT-09 alle Geschenke angeeignet und steht nun voller Tatendrang auf Lanzarote für uns bereit zur Probefahrt.

Schon bei der ersten Kontaktaufnahme fällt die veränderte Sitzposition auf. Der Lenker liegt nun 3,5 cm tiefer, die Fussrasten sind einen Zentimeter nach oben und drei Zentimeter nach hinten gerückt, wodurch ein besseres Gefühl für das Vorderrad vermittelt wird.
Bisher war die Fahrerposition auf der MT-09 für meinen Geschmack etwas zu aufrecht. Die neue ist für mich eine klare Verbesserung. Auch der Bodenkontakt gestaltet sich durch den schmaleren Heckrahmen noch einmal problemloser. Auf der nun zweiteiligen behaglichen Sitzbank lässt sich gut auch ein ganzer Tag im Sattel aushalten, wie dieser Test zeigt.

Sofort fällt das neue Display und die neuen Armaturen auf, mit welchen ich mich vor der Abfahrt befasse. Die Fahrmodi Rain, Street und Sport sind vorprogrammiert und in den beiden Custom-Modi können sage und schreibe 7 Parameter individuell gespeichert werden, das ist schon fast Supersportler-Niveau! Ins Auge sticht aber die geänderte Blinkerbetätigung: Am linken Lenkerende befindet sich eine Wippe, an welcher die Blinkrichtung per Drücken auf die entsprechende Seite gestartet als auch gestoppt wird, leichtes Antippen löst einen Impuls von 3 „Blinks“ aus, wie wir es von neueren Autos kennen. Die automatische Blinkerrückstellung setzt ungewolltem Blinken nach allerspätestens 15 Sekunden ein Ende. Sich an dieses „Heiligtum“ des Töffahrens zu wagen, zeugt von ganz schön Mumm von Yamaha. Ich glaube, das könnte tatsächlich auf Akzeptanz stossen, denn die Angewöhnungszeit ist sehr kurz und die Antippfunktion sinnvoll.

 

Roadsterissimo

Einmal in Fahrt begeistert die neue MT-09 mit sagenhafter Handlichkeit. Mit geringem Kraftaufwand schlägt sie Haken nach belieben, ist dabei stets super einschätzbar und zielgenau. Dies geht nur bedingt zu Lasten der Stabilität der Maschine, Unruhen werden nur durch zu starkes Festkrallen am Lenker eingeleitet, klingen aber sofort wieder ab. 

Sprints zwischen den Kurven entpuppen sich durch den begeisternden Dreizylinder mit äusserst linearer Kraftentfaltung und massig Druck schon in der Mitte als äusserst spassige Angelegenheit. Er hat mit der vollgetankt bloss 193 kg wiegenden Maschine leichtes Spiel und nimmt auch sauber Gas an. 

Die nagelneuen Bridgestone S23 liefern eine brillante Vorstellung ab mit Grip in allen Lagen und sehr spätem und gutmütigem Rutschansatz. Dass nun vorne etwas härtere Federn in der voll einstellbaren Gabel stecken und hinten eine etwas weichere tut dem Fahrverhalten keinen Abbruch. Nur grobe Heizer wünschen sich etwas mehr Feedback vom Vorderrad.

 

 

Vom neuen Quickshifter bin ich begeistert! Nicht nur, dass er knackig und zuverlässig schaltet, man kann neu auch beim Beschleunigen runter- oder beim Verzögern hochschalten, ohne dabei die Gasstellung zu verändern! Wie befreiend das sein kann sollte jeder für sich selbst einmal erfahren. 

Mit den Fahrmodi komme ich auf Anhieb bestens zurecht. Während im Rain-Modus der Gasgriff arg „gemelkt“ werden muss ist Street die am intuitivsten einsetzbare Variante. Sport passt am besten zu flotter Fahrweise, reagiert sie doch deutlich progressiv auf Gasbefehle. Wer es wissen will kann Traktionskontrolle und Slide-Kontrolle und vieles andere seinen Bedürfnissen anpassen. 

In der Kaffeepause finde ich Zeit, mir die MT nochmals genau anzuschauen. Die feine Verarbeitung ist ein Augenschmaus. Der neue Tank, das ausgewechselte Heck und die gefälligeren Kühlerabdeckungen sehen in meinen Augen toll aus. Zwei Dinge aber stören mich: Die geänderte Lampenmaske macht die MT noch mehr zum Robo-Roadster und der Auspuff prangt lieblos eckig unter der Maschine. Für letzteren gibt es im Zubehörprogramm eine Alternative von Akrapovic, welche um Welten besser aussieht. Leider ist das eine Komplettanlage und schlägt mit CHF 2550.- zu Buche. Schönheit will hier finanziell gelitten haben.

Weitere Informationen zu Preisen, Verfügbarkeit, technischen Daten und Zubehör gibt es wie immer auf yamaha-motor.ch.

 
 

Lukas' Fazit:

Die Party hat sich gelohnt! Der 2024-er Jahrgang der MT-09 bleibt ein moderner Roadster mit Superpower und hoher Zugänglichkeit. Hier wird kein potenzieller Kunde durch kapriziöses Fahrverhalten, unsägliche Sitzposition oder ungehobelte Motor-Manieren abgeschreckt. Im Gegenteil: Weiterhin sammelt diese MT in sämtlichen Disziplinen zu Recht eine Menge Bonuspunkte. Darüber hinaus dürfte sie in der Mittelklasse unter den am besten ausgestatteten Töff rangieren was Elektronik und Konnektivität anbelangt, in Sachen Blipper wohl ganz an der Spitze. Das teilweise gewöhnungsbedürftige Design ist zum Glück Geschmackssache und – ohne Frage – absolut unverkennbar.

 

Lukas an der Präsentation der neuen Yamaha MT-09 auf Lanzarote.