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Dainese Carve Master 3 – Sporttouring Kombi im Härtetest

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Von Frühling bis Winter ausgiebig getestet

Das neue Sporttouring-Kombi Carve Master 3 von Dainese ist nun seit rund vier Monaten fast ununterbrochen im Einsatz. In dieser Zeit hat es mich auf zahlreichen Touren im In- und Ausland durch fast alle denkbaren Temperaturbereiche und Wetterlagen begleitet.

Nach unserem Sardinien-Urlaub Mitte September ist es nun an der Zeit zurückzublicken und meine Erfahrungen mit euch zu teilen.

 

Der perfekte Allrounder?

Die neueste Generation des Dainese Sportkombi verfügt über eine GORE-TEX® Membran, die zuverlässig vor Nässe schützt und trotzdem atmungsaktiv ist, über grosse Belüftungsöffnungen an Jacke und Hose und über ein herausnehmbares Thermofutter. Klingt, als könnte man die Carve Master 3 Jacke und Hose von Dainese während der ganzen Saison tragen und wäre immer perfekt geschützt. Doch wie sieht es in der Praxis aus?

Bevor ich diese Frage beantworte, eine kurze Theorieeinheit. Grundsätzlich kenne ich zwei Arten, wie Nässeschutzmembranen in Motorradbekleidung eingearbeitet werden.
 

Direkt im Obermaterial

Bei einigen Jacken und Hosen sind die Membranen direkt in das Obermaterial eingearbeitet. Beispiele dafür sind die Kombis von iXS Master-GTX und Classic-GTX, die wir beide bereits im Langzeittest hatten. Bei diesen Kombis perlt das Wasser an der äusseren Bekleidungsschicht ab und die darunter liegenden Funktionsschichten bleiben trocken.

Vorteile: Die Kleidung trocknet viel schneller und kühlt die Haut darunter bei Regen deutlich weniger aus.
Nachteile: Die Reissverschlüsse müssen zuverlässig abgedichtet werden. Dadurch sind die Belüftungsöffnungen bei dieser Art von Bekleidung in der Regel deutlich spärlicher.

Als unterste Schicht

Deutlich häufiger werden Membranen als unterste Schicht in der Bekleidung eingesetzt. Ein aktuelles Beispiel ist die Montevideo-ST 3.0 von iXS. Hier werden bei Regen auf Dauer alle Isolationsschichten durchnässt, die Haut darunter bleibt aber trocken.

Nachteil: Ohne zusätzliche Isolationsschicht unter der Bekleidung klebt die Membran auf der Haut und fühlt sich nass an, obwohl sie es nicht ist. Ausserdem kühlt sie die Haut stark aus - man fängt schnell an zu frieren.
Vorteil: Die Reissverschlüsse der Belüftungsöffnungen müssen nicht abgedichtet werden und sind deshalb meist grösser und zahlreicher. Bei vielen Modellen lässt sich die Membran heraustrennen.

Das Carve Master 3 von Dainese gehört zur zweiten Kategorie, allerdings ohne die Möglichkeit, die Membran herauszutrennen. Verliert es dadurch einen entscheidenden Vorteil? Nein, denn herausnehmbare Membranen haben auch Nachteile. Erstens hat man sie oft nicht dabei, wenn man sie braucht, und zweitens ist es unterwegs mühsam, die Membranen einzuziehen, da man dafür die Kleidung samt Stiefeln ausziehen muss. Wer schon einmal bei strömendem Regen in Socken und Unterhose unter einer Autobahnbrücke gestanden hat, weiss wovon ich spreche.

Ausgezeichnete Belüftung

Solange die Frischluftzufuhr trotz Membran funktioniert, gibt es keinen Grund, sie zu entfernen. Und das tut sie bei der Carve Master 3 hervorragend. Die Jacke verfügt über sechs grosse Belüftungsöffnungen an Hüfte, Brust und unter den Armen. Zusätzlich strömt der Fahrtwind durch die relativ weit geschnittenen Ärmel in die Jacke. Sind alle Reissverschlüsse geöffnet, bläst sich die Jacke ab ca. 80 km/h richtig auf - perfekt für hochsommerliche Temperaturen.
Die Hose ist natürlich nicht so stark belüftet wie die Jacke, lässt sich aber dank der grossen Öffnungen an den Oberschenkeln auch bei hohen Temperaturen angenehm tragen.
 

Guter Regenschutz

Auch bei schlechtem Wetter hat sich das Dainese Sportkombi bewährt. Bei durchschnittlichen Regenschauern hält das Kombi dicht - überhaupt kein Problem. Natürlich mit der systembedingten Einschränkung, dass man darunter noch eine Isolationsschicht tragen muss, da sich die Membran direkt auf der Haut äusserst unangenehm anfühlt.

Aber ich wollte es natürlich wissen und habe das Dainese Carve Master 3 durch einen Wolkenbruch gejagt: 90 Minuten im strömenden Regen mit ca. 2 cm Wasser auf der Strasse auf dem Nakedbike ohne Wind und Wetterschutz.
Unter diesen Extrembedingungen ist etwas Wasser oben am Kragen und vorne an den Ärmeln in die Jacke eingedrungen. Die Hose hält komplett dicht. Für ein sportlich geschnittenes Kombi ohne integrierte Kapuze ein hervorragendes Ergebnis.

Hochwertiges Thermofutter

Thermofutter für Jacke und Hose sind im Lieferumfang enthalten. Für die Jacke gibt es sogar einen separaten Wärmekragen, der den Hals vor Kälte schützt. Die herausnehmbaren Isolationsschichten sind sehr gut verarbeitet und scheinen auch warm zu halten.
„Leider“ konnte ich die Dainese Carve Master 3 mit Thermofutter in dieser Saison noch nicht testen - dafür waren die Temperaturen immer zu hoch. Aber das werde ich in den kommenden kalten Monaten nachholen und meine Erfahrungen mit euch teilen. (Siehe Nachtrag am Ende des Artikels)

 

Ein guter Kompromiss

Wenn es um Kleidung geht, ist es immer schwierig, ein objektives Urteil zu fällen. Schliesslich empfinden wir Kälte, Hitze und Zugluft unterschiedlich. Eines kann ich aber mit Sicherheit und gutem Gewissen sagen: Ich bin bis zu dieser Saison noch nie so viel mit einem kompletten Textilkombi gefahren. Bei höheren Temperaturen - und die hatten wir 2023 an einigen Tagen - bin ich bisher oft auf Motorradjeans und einen Hoodie ausgewichen. Aber die Dainese Carve Master 3 ist so gut belüftet, dass sie auch bei hochsommerlichen Temperaturen angenehm zu tragen ist.

Zugegeben, den Regenschutz können andere Kombis wie zum Beispiel die eingangs erwähnten Master-GTX und Classic-GTX von iXS besser. Dafür ist das Dainese Carve Master 3 vielseitiger und kann mit wenigen Einschränkungen die ganze Saison bei nahezu jedem Wetter eingesetzt werden. Ein wirklich guter Kompromiss. Der auf den Fotos abgebildete Helm von Shoei war ebenfalls in der Saison 2023 im Einsatz. Der ausführliche Testbericht kann unter folgendem Link nachgelesen werden: Shoei GT-Air ll - Tourenhelm mit integriertem Kommunikationssystem.


Nachtrag nach mehreren Testfahrten im Winter 2023/24

Im vergangenen Winter hatten wir einige schöne, trockene Tage. Perfekte Bedingungen, um die Wintertauglichkeit des Dainese Carve Master 3 zu testen. Das Futter macht zwar einen hochwertigen Eindruck, aber da die Kombi auch im Sommer sehr angenehm zu tragen ist, war ich etwas skeptisch, was die Isolation bei niedrigen Temperaturen betrifft.

Der ultimative Test war eine knapp zweistündige Fahrt bei Temperaturen zwischen 1 und 3 Grad auf der Ducati Monster 1200 R.  Unter der Kombi trug ich ein langärmeliges Sporttrikot und Merino-Unterwäsche von iXS. So hatte ich trotz des Innenfutters genügend Bewegungsfreiheit, um die Fahrt zu geniessen.

 

Das Innenfutter des Dainese Carve Master 3 isoliert wirklich hervorragend. Selbst bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und auf einem Motorrad ohne Windschutz habe ich nicht gefroren. Im unteren Rückenbereich fühlte sich die Haut etwas kühl an - aber ansonsten wirklich perfekter Wind- und Kälteschutz.

Natürlich empfindet jeder Mensch Kälte anders. Ich bin aber auch kein Wikinger und würde mich eher im Mittelfeld einordnen. Ausserdem könnte man den Kälteschutz noch verbessern, wenn man z.B. das Funktionsshirt und die Hose ICE 1.0 von iXS verwenden würde und/oder ein Motorrad fährt, das mehr Windschutz bietet.

Zusammenfassend kann ich das Dainese Carce Master 3 für Ganzjahresfahrer im wahrsten Sinne des Wortes wärmstens empfehlen. Es ist eindeutig die vielseitigste Kombi, die ich bisher testen durfte. Gute Belüftung im Sommer, Nässeschutz bei Regen und hervorragende Kälteisolierung - besser geht es wirklich nicht.