Ducati Hypermotard 698 Mono
29. November 2023Nakedbike oder Sporttourer – welches Bike passt zu dir?
8. Dezember 2023Vielseitig einsetzbar
Polarisierendes Design
Das Design von KTM hat wohl schon für so manchen Stammtisch-Streit gesorgt. Kaum ein anderer Hersteller polarisiert so extrem wie KTM, wenn es um die Optik seiner Motorräder geht. Die KTM 1290 Super Adventure S macht da keine Ausnahme.
Der dominante grosse Frontscheinwerfer und der weit heruntergezogene Tank sind bei der Super Adventure meist Stein des Anstosses. Ob das gefällt oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. Diese Designelemente haben allerdings auch einen praktischen Nutzen. Der Scheinwerfer verfügt über ein gefälliges, von weitem gut sichtbares LED-Tagfahrlicht und beherbergt das Radarmodul für den Abstandstempomaten. Der weit nach unten gezogene Tank fasst stolze 23 Liter, optimiert durch den tief liegenden Kraftstoff wirkungsvoll den Schwerpunkt und dient zudem als „Sturzbügel“, der zumindest leichte bis mittelschwere Stürze zuverlässig auffängt.
KTM-(un)typische Ergonomie
Intuitive Bedienung
KTM 1290 LC8 - die Mutter aller Motoren
Es tut uns leid, aber wir können es nicht anders sagen. Es gibt in der Reiseenduro nichts Unvernünftigeres, aber auch nichts Geileres als den LC-8-Motor von KTM. Der 1301 Kubikzentimeter grosse V2 leistet 160 PS und wuchtet brachiale 138 Nm Drehmoment auf die Kurbelwelle. In der Praxis heisst das: Egal, welcher Gang gerade eingelegt ist, jeder Dreh am rechten Griff wird gnadenlos in Vortrieb umgesetzt.
Trotzdem läuft der Motor sehr kultiviert und verträgt auch niedrige Drehzahlen ohne nennenswerte Beschwerden.
In Verbindung mit dem semiaktiven Fahrwerk lässt sich die 1290 Super Adventure S sehr vielseitig einsetzen. Im Komfortmodus kann man trotz der sportlichen Gene mit der Reiseenduro wunderbar dahingleiten. Mit zusätzlich aktiviertem Anti-Dive-Modus, der das Eintauchen der Gabel bei Bremsmanövern verhindert, lässt sie sich auch zügig über holprige Strassen bewegen.
Im Sport-Modus mutiert die grosse Adventure zum Naked Bike und zieht mit skalpellartiger Präzision um die Kurven.
Für den goldenen Mittelweg bietet die 1290 Super Adventure S auch einen Street-Modus und für den Abstecher auf Schotterpisten stehen ein Offroad-Modus sowie der optional erhältliche, frei konfigurierbare Rally-Modus zur Verfügung. Mit 200 mm Federweg (vorne und hinten) und 19 Zoll Vorderrad bietet sie auch genügend Reserven, um zumindest leichtes Gelände zu meistern.
Das perfekte Multitool?
Die KTM 1290 Super Adventure S bietet ideale Voraussetzungen für komfortables Reisen allein oder zu zweit. Wer es sportlich mag, kann auf der Landstrasse mit den stärksten Naked Bikes mithalten und selbst im Gelände leistet sie mehr, als man ihr auf den ersten Blick zutraut. Macht sie das zum perfekten Multitool?
Zumindest wäre so, wenn man auch auf Knopfdruck die Reifen wechseln könnte. Denn schon der ab Werk montierte Mitas Terra Force-R ist, obwohl vom Hersteller als 90/10er-Reifen (90% Strasseneinsatz / 10% Offroad) deklariert, ein Kompromiss, welcher der leistungsstarken Motorisierung nicht gerecht wird.
Der Mitas Terra Force-R bietet zwar genügend Grip, um tiefe Schräglagen zu fahren, ist aber am Kurvenausgang mit dem Drehmoment der 1290 Super Adventure S heillos überfordert und wird dem sportlichen Charakter des Motorrads nicht gerecht. Ein Reiseenduro-Reifen ist immer ein Kompromiss und wird daher auf einer kompromisslos auf Sportlichkeit getrimmten Fahrmaschine zum Störfaktor.
Unsere Reifenempfehlung ist der Dunlop Sportsmart TT Hypersport. Er ist für 19-Zoll-Vorderräder erhältlich und bietet die nötigen Voraussetzungen, um den sensationellen V2 der KTM richtig geniessen zu können. Für Ausflüge auf Schotterpisten ist der Hypersportreifen allerdings ungeeignet.
Wenn es dann doch mal auf eine längere Reise geht, bei der auch einige Schotterpisten auf dem Programm stehen, kann man immer noch einen etwas geländetauglicheren Reifen wie den Pirelli Scorpion Rally STR oder den Continental TKC 70 Rocks aufziehen.
Also ja, die KTM ist wirklich das perfekte Multitool. Aber den Spagat zwischen höchster Landstrassenperformance und Geländetauglichkeit schafft sie nicht ohne Reifenwechsel. Da wir in der Schweiz ohnehin kaum die Möglichkeit haben, abseits befestigter Strassen zu fahren, macht es in der Regel Sinn, sich eher auf Asphalt zu spezialisieren und der sportlichsten Reiseenduro auch einen Sportreifen zu gönnen.
Weitere Informationen zu den aktuellen Modellen von KTM findet ihr auf ktm.com.
Retos Fazit:
Wenn Victorinox Motorräder bauen würde, dann wäre die KTM 1290 Adventure S das Ergebnis. Die Reiseenduro aus Mattighofen ist ein Schweizer Taschenmesser auf zwei Rädern und macht alles mit, was man im Alltag und auf Tour fahren und erleben will. Wer also ein möglichst vielseitiges und besonders sportliches Reisemotorrad sucht, ist mit der KTM sicher gut beraten.
Allerdings muss man schon eine gehörige Portion Selbstbeherrschung mitbringen. 80 km/h sind schnell erreicht und noch schneller überschritten. Aber dank des guten Windschutzes und der bequemen Sitzposition kann man auch mal längere Touren ins benachbarte Ausland unternehmen, wo man ohne schlechtes Gewissen noch ein paar Stundenkilometer schneller fahren kann.