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Nakedbike oder Sporttourer – welches Bike passt zu dir?

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Mit Yamaha MT-10 und Tracer 9 GT+ auf Tour

Bevor jetzt erhitzte Gemüter in die Tasten greifen, weil wir eine 900er mit einer 1000er vergleichen - das ist kein Vergleichstest. Aus einem ganz einfachen Grund: Weil wir aus Überzeugung keine Vergleichstests machen. Der Kauf eines neuen Motorrads ist eine emotionale Entscheidung. Und auch wenn sich die Fachwelt und auch wir uns manchmal einbilden, dass das Vergleichen von technischen Daten in einer Excel-Tabelle Sinn macht, praktisch betrachtet tut es das nicht.

 

Die meisten MotorradfahrerInnen entscheiden sich nicht für ein Motorrad, weil z.B. das ABS etwas feinfühliger eingreift oder das Fahrwerk beim Anbremsen der Kurve etwas präziser reagiert, sondern weil das Design gefällt, weil es gut klingt oder weil das Fahrgefühl einfach stimmt. Und diese Faktoren sind in der Regel weitgehend unabhängig von feinen technischen Unterschieden.

Ein Thema, das in der Praxis allerdings immer wieder für Diskussionsstoff sorgt, ist die Wahl des Motorradtyps - vor allem, wenn es sich um zwei Kategorien handelt, die ähnliche Anforderungen erfüllen. Kaufe ich mir demnächst eine Reiseenduro oder einen Scrambler? Einen Cruiser, ein Retrobike oder vielleicht sogar einen Cafe Racer? Ein Naked Bike oder einen Sporttourer?

Gerade die letzten beiden Kategorien haben mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Um herauszufinden, wo die Gemeinsamkeiten bestehen und in welchen Bereichen die Stärken und Schwächen der beiden Motorradkategorien liegen, besuchten Dominique und Robin in dieser Saison mit unserer Yamaha MT-10 und der Tracer 9 GT+ das Moto GP Rennen in Spielberg. Eine gute Gelegenheit für ein verlängertes Männerwochenende und 2000 Kilometer Zeit, die beiden Motorräder ausgiebig zu testen.

 

Sitzposition und Komfort

Der Sitzkomfort ist auf der Yamaha MT-10, wie auf vielen vergleichbaren Motorrädern, auch auf längeren Strecken sehr gut. Dank des moderaten Kniewinkels und der breiten Sitzbank sitzt man auf dem Nakedbike hervorragend und kann die Fahrt den ganzen Tag ohne Beschwerden geniessen. Dennoch hat die Tracer 9 GT+ aufgrund der etwas weicher gepolsterten Sitzbank leicht die Nase vorn.

Richtig punkten kann sie aber beim Windschutz. Während sie bei der MT-10 gegen Null geht, glänzt die Tracer 9 GT+ mit einem einstellbaren Windschild, das auch Grossgewachsene gut vor Fahrtwind schützt und so längere Autobahnfahrten wesentlich angenehmer macht. Natürlich könnte man das Nakedbike auch mit einer Tourenscheibe ausstatten. Doch selbst dann ist die Sporttourerin Sachen Wind- und Wetterschutz klar im Vorteil.

 

Sportlichkeit

Wie bereits erwähnt, geht es in diesem Artikel um die Beurteilung von zwei unterschiedlichen Motorradkategorien. Deshalb ignorieren wir den Leistungsunterschied zwischen den beiden Motorrädern. Ausserdem spielt es im Tourenalltag kaum eine Rolle. Im Bereich bis 100 km/h ist es im Grunde unerheblich, ob man mit 119 oder 166 PS unterwegs ist. Die Leistung ist bei beiden Motorrädern mehr als ausreichend.

In Sachen Sportlichkeit hat das Naked Bike aufgrund der aktiveren, vorderradorientierteren Sitzposition generell die Nase vorn. Zudem punktet das Fahrwerk mit den kürzeren Federwegen auf fein asphaltierten Strassen mit erhöhter Stabilität.

Die Tracer 9 GT+ kann den systembedingten Nachteil mit dem semi-aktiven Fahrwerk ausgleichen. Aber das gilt natürlich bei weitem nicht für alle Motorräder in ihrer Kategorie. Mit der aufrechten, etwas passiveren Sitzposition ist man nicht ganz so sportlich unterwegs. Kann aber in der Praxis gut mit Nakedbikes mithalten. Leicht im Vorteil ist die Sporttourerin allerdings, wenn die Asphaltqualität nachlässt. Dank des längeren Federwegs bügelt sie auch etwas grössere Schlaglöcher im Asphalt glatt.

 

Gepäcktransport

Auf der Yamaha MT-10 verwenden wir das Softgepäcksystem von SW-Motech, die Tracer 9 GT+ wird mit Hartschalenkoffern ausgeliefert. Das Softgepäcksystem besteht aus Tankrucksack, Heck- und Satteltaschen und fasst insgesamt bis zu 83 Liter. 

Die beiden Hartschalenkoffer der Tracer 9 GT+ bieten mit zusammen 60 Litern mehr Platz als die beiden Seitentaschen von SW-Motech (max. 40 Liter). Rechnet man noch einen Tankrucksack und ein Topcase oder eine Gepäckrolle dazu, kommt man ohne weiteres auf über 100 Liter. Ausserdem bieten die Hartschalenkoffer dank des Schliessmechanismus mehr Sicherheit.

Und nicht zu vergessen: Bei der MT-10 opfert man den Soziusplatz für die Hecktasche. Beim Gepäcktransport hat die Sporttourerin also die Nase vorn.

2 zu 1 für die Sporttourerin?

In Sachen Komfort und Gepäcktransport hat die Tracer 9 GT+ klar die Nase vorn. Bei der Sportlichkeit gewinnt die MT-10 einen Punkt. Sind Sporttourer also die besseren Motorräder?

Nein - aber genau deshalb sind Vergleichstests aus unserer Sicht sinnlos. Bei der Wahl des richtigen Motorrads spielt die Frage nach besser oder schlechter keine Rolle. Es gibt nur Bikes, die mehr oder weniger gut zum Fahrer oder zur Fahrerin bzw. zum geplanten Einsatzzweck passen. Und das ist völlig individuell.

Wir sind in der Saison 2023 sowohl mit der Yamaha MT-10 als auch mit der Tracer 9 GT+ viele Kilometer gefahren und haben weder bei der einen noch bei der anderen Maschine etwas vermisst. Beide Motorradkonzepte bieten ausreichend Komfort für lange Etappen und sind ein Garant für Fahrspass auf Land- und Passstrassen.

Lasst euch also nicht zu sehr von der Fachpresse, von Trends oder der Meinung anderer beeinflussen. Geht zum Händler, testet die in Frage kommenden Motorräder und entscheidet euch für das Bike, das euch am besten gefällt und am meisten Spass macht. Mit dem passenden Zubehör könnt ihr es dann noch weiter für euren persönlichen Einsatzzweck optimieren. 

Wenn ihr noch mehr über die beiden Motorräder erfahren wollt, findet ihr weitere Informationen und technische Daten auf yamaha-motor.ch oder in den folgenden bereits veröffentlichten Artikeln:

Vorstellung Gepäcksystem von SW-Motech

Langzeittest Yamaha MT-10

Fahrbericht Yamaha Tracer 9  GT+