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Yamaha TMAX Tech MAX – Versteckte Qualitäten

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Tut dies Not?

Zugegeben: Freudensprünge habe ich nicht gerade vollführt, als es hiess, ich solle einen Roller testen. Als ich erfuhr, dass es sich um das Topmodell Yamaha TMAX Tech MAX handelt, verflüchtigte sich meine Trauer. Denn mit einem Vorfahren dieses Rollers hatte ich einst ein einschneidendes Erlebnis: An einem Yamaha-Pressetag auf der Rennstrecke Anneau du Rhin im Elsass, an welchem sämtliche Yamaha Modelle zur Verfügung standen, hat mich ein befreundeter Journalist mit Knie am Boden auf dem damals aktuellen TMAX in einer langgezogenen Rechtskurve aussenrum überholt!

 
Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich in dem Moment auf einer Yamaha BT 1100 Bulldog sass, deren ellenlange Angstnippel schon Furchen in den Asphalt zogen; mehr Schräglage ging einfach nicht. Jedenfalls wurde mir das wahre Potenzial dieser Baureihe davor und danach nie so schonungslos aufgezeigt. Es besteht also kein Grund, als Töffahrer eine Aversion gegen den TMAX zu pflegen, denn dieses Ding kann durchaus rocken!

Unter dem Kleid sportlich

Die oben geschilderte Performance verlangt natürlich ein paar Voraussetzungen: So ist unter dem Roller-Kleid waschechte Motorradtechnik versteckt. Der Zweizylindermotor ist nicht in eine schwere Triebsatzschwinge integriert, sondern sitzt in einem Aluminium-Druckgussrahmen. Der Antrieb erfolgt über einen wartungsfreien Zahnriemen. Alleine diese Anordnung hebt den Yamaha TMAX Tech MAX schon in eine gänzlich Roller-untypische Fahrwerksperformance. Eine Upside-Down-Telegabel, ein Zentralfederbein, welche beide Motorrad-üblich lange Federwege bereitstellen, leistungsfähige Bremsen und leichte Aluminiumfelgen zeugen von weiterer Inspiration durch Motorräder. Demgegenüber stehen die Roller-Merkmale wie ein CVT-Getriebe, ein Staufach unter der Sitzbank, 15 Zoll-Räder und das Sitzarrangement.
 

Unterschätzen ist unangebracht

Gespannt schwinge ich mein Bein über den Sattel. Ganz richtig: Der Roller-typische Einstieg fällt beim TMAX nicht ganz so leicht, denn der stabile Rahmen versperrt den Weg für den Fuss. Die Sitzposition hinter der grossen Windschutzscheibe ist bequem, nicht sportlich angehaucht. Es lohnt sich die verstellbare Rückenlehne auf die eigenen Bedürfnisse einzustellen, da sie einen erstaunlich grossen Einfluss auf die Ergonomie hat. Allerdings ist durch die Breite der Verschalung der Bodenkontakt für Kurzbeinige nicht selbstverständlich.

Anschliessend geht die Post an Bord des Tech MAX ab. An Einfachheit kaum zu überbieten, gestaltet sich die Bedienung mit Gasgriff und zwei Bremshebeln am Lenker. Ich gleite mit einer Selbstverständlichkeit durch die Stadt, als ob ich schon tausende von Kilometern mit diesem Roller gefressen hätte. Er beschleunigt druckvoll, ganz ohne dabei Konzentration mit Kupplung und Schaltung zu verlangen, und ich werde immer wieder davon überrascht, wie schnell das aktuelle Geschwindigkeitslimit erreicht ist. Bei Aktivierung des Sportmodus geht alles noch einmal einen Zacken zügiger und schneller – der TMAX kann wirklich rennen! Und nicht nur das: Die Verzögerung ist auf absolutem Topniveau. Mit den beiden Bremshebeln lassen sich sowohl die Doppelscheibe vorne als auch die grosse Einzelscheibe hinten punktgenau dosieren, und zwar bis hin zu einem brachialen Verzögerungsniveau, welches auch Sportmotorräder nicht so mir nichts dir nichts erreichen.

 

Wegen guter Führung erfreut

Aber es kommt noch besser! Auf Landstrassen brilliert Meister Max mit einer fantastischen Strassenlage. Das Fahrwerk federt nämlich eher straff und dämpft die Bewegungen sämig, ohne dabei bockig oder hart zu wirken. Soft gefederte Einsteigertöff haben dagegen nicht den Hauch einer Chance. Obwohl ich zu Beginn beim Kurvenswingen noch den Kniekontakt wie beim Töff vermisse, räubere ich nach ein paar Kilometern schon flott um sämtliche Radien, die Schräglagen werden tiefer und tiefer. Bei solch sportlicher Fahrweise kratzt irgendwann auch der Hauptständer auf beiden Seiten, ohne dass mir zuvor in irgendeiner weise mulmig zumute gewesen wäre. Falls noch irgendwelche Bedenken bestanden hätten, ob der TMAX den Namen Sportroller verdient, sind sie zu diesem Zeitpunkt auf Nimmerwiedersehen verflogen!

 
 

Sonnen- und Schattenseiten

Ebenfalls verflüchtigt hat sich meine Abneigung gegen kurze Regenschauer. Die grosse, elektrisch im Nu verstellbare Windschutzscheibe hält nämlich auch die so ungeliebten Regentropfen in Fahrt weitestgehend vom Fahrer fern. Für einen kurzen Schauer ohne lange Stillstände muss deswegen auch die Regenkombi nicht extra übergestülpt werden. Die Kehrseite dieses formidablen Wetterschutzes sind heisse Hochsommertage, an welchen man den kühlenden Fahrtwind schwitzend vermisst. Hier hilft das kleine Sport-Windschild aus dem Original-Zubehör oder eine Mesh-Jacke, wie zum Beispiel die iXS Trigonis Air, welche ich für diesen Test trug.

State-of-the-art Konnektivität

Im Cockpit prangt ein grosser 7-Zoll-TFT-Bildschirm, welcher selbstredend über die Yamaha MyRide-App mit dem Smartphone gekoppelt werden kann. Während das Smartphone in einer speziellen Schublade im Seitenfach des TMAX verschwindet und gleichzeitig aufgeladen werden kann, ist die Bedienung gewisser Funktionen nun über die Armaturen gewährleistet – inklusive Navigation. Sowieso ist der Tech MAX mit sämtlichen elektronischen Raffinessen bestückt. Neben Griff- und Sitzheizung umfasst das System auch ABS, Traktionskontrolle, einen schlüssellosen Zugang und elektronische Lenker- und Ständerschlösser. Bei letzterem stelle ich mir immer einen potenziellen Dieb vor, der sich mit dem ausgefahrenen und blockierten Ständer abmüht.

Treuer Begleiter

Während meiner Zeit mit ihm hat mich der TMAX mit seiner tollen Funktionalität überzeugt. So oft wie neben ihm hatte mein Auto ganz selten Pause, denn meistens erwies sich der Sportroller als bessere Alternative – auch bei weniger gutem Wetter. Was jedoch nicht heissen soll, dass ich nichts an ihm auszusetzen hätte. Nachvollziehen kann ich noch, dass das Staufach unter dem Sitz nicht ganz die Geräumigkeit manch kleinerer Roller erreicht, diese tragen auch deutlich weniger High-Tech mit sich herum. Vollkommen unverständlich finde ich, dass sich der Tempomat erst ab 46 km/h aktivieren lässt. Als potenzielles Stadtfahrzeug sollte diese Funktion ab spätestens 30 km/h zur Verfügung stehen. Ich selbst nutze diese Funktion bei anderen Töff jeweils, um genau dort besser auf das Verkehrsgeschehen achten zu können. Ach ja, und selbstrückstellende Blinker stehen auch noch auf meiner Wunschliste.

Weitere Infos und technische Daten zum Yamaha TMAX Tech MAX findest du auf yamaha-motor.ch.