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Die neue XSR 900 – das beste Naked Bike von Yamaha?

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MT-09 im Hipster Gewand?

Die Yamaha XSR900 erfreut sich seit 2016 grosser Beliebtheit. Besonders unter Customizern gilt das Neo-Classic-Bike als hervorragende Basis für Umbauten. Der geschraubte Heckrahmen und das breite Zubehörangebot bietet hervorragende Voraussetzungen für kreative Individualisierungen jedweder Art.

Es gibt jedoch auch Kritiker, welche die XSR900 für kein eigenständiges Retro-Bike halten und sie als MT-09 im Hipster-Gewand betiteln. Ob das so war, darüber konnte man sich streiten. Zumindest noch bis vor Kurzem. Doch diese Zeiten sind nun definitiv vorbei. Mit der neuen XSR 900 präsentiert Yamaha ein eigenständiges Bike, das in richtig grosse Fussstapfen tritt - und diese auch hinterlässt.

 

Stimmiges Design

Die „alte“ XSR900 überzeugte bereits mit einem stimmigen Design-Mix aus Klassik und Moderne. Bei genauerer Betrachtung des Vorgängermodells fällt jedoch auf, dass viele Elemente einzeln betrachtet schön sind, jedoch nicht so harmonisch ineinander fliessen. Zum Beispiel passt der kurze Radstand nicht so richtig zur langen Sitzbank und auch die mächtig wirkende Front mit dem grossen Scheinwerfer und dem breiten Tank beisst sich etwas mit dem schlank geformten Heck.

Das 2022er Modell kommt dagegen viel formvollendeter daher. Hier passt, vom obligaten und entfernungspflichtigen „Kennzeichenhalter am Stiel“ mal abgesehen, von vorne bis hinten alles perfekt ins Bild. Besonders die von uns getestete Farbvariante „Legend Blue“ ist wirklich eine Augenweide.

Einzig der extrem hohe Bürzel am hinteren Ende der spärlich gepolsterten Sitzbank lässt Spielraum für Kritik. Den kann man mögen oder nicht. Aber egal - wem dieser etwas exzentrisch wirkende Part des Bikes negativ ins Auge sticht, wird bestimmt schon bald im Zubehörmarkt eine Vielzahl von Alternativen finden.

Mehr Hubraum, Leistung und Drehmoment

Im Herzen der XSR900 schlägt, genau wie in der aktuellen MT-09, der überarbeitete CP3 Motor. Der Hubraum ist um 42 auf 889 ccm angewachsen, die Leistung wurde um 4 auf 119 PS erhöht und das Drehmoment von 88 auf 93 Nm.

Das ist zwar alles schön und gut. Der Dreizylinder hängt, wie aus vergangenen Generationen bekannt, wunderbar am Gas und bietet mächtig Druck in beinahe jedem Drehzahlbereich. Doch es ist nicht nur der starke Motor, das knackige Getriebe oder der hervorragend funktionierende Quickshifter, welche die neue XSR900 zu so einem aussergewöhnlich guten Motorrad machen.
 

Die XJR 1300 lebt!

2016 war ein trauriges Jahr. Die Euro4-Hexe hat uns die XJR 1300 genommen und somit das Ende der wunderschönen Ära der luftgekühlten Vierzylinder eingeläutet. Wer dieses Motorrad geliebt hat und auf der neuen XSR900 Platz nimmt, wird danach sein fettes Grinsen für Tage nicht mehr aus dem Gesicht kriegen.

Die XSR spannt den Oberkörper leicht über den langgezogenen Tank, während die Füsse bequem auf den mittig unter dem Fahrer liegenden Fussrasten ruhen. Diese leicht sportlich, klassische Sitzposition erinnert sehr stark an die legendäre XJR 1300 und bietet ideale Voraussetzungen, um es auf der Landstrasse so richtig krachen zu lassen.
 
Aber der richtige Kracher kommt erst: Die Aluminiumschwinge der aktuellen XSR900 wurde um 5,5 Zentimeter verlängert, was den Geradeauslauf und die Stabilität des Motorrads natürlich massgeblich verbessert. Besonders bemerkbar macht sich das bei beherzten Zügen am Gasgriff. Selbst im kurz übersetzten ersten Gang kann man die XSR900 so richtig fliegen lassen. Nach dem Bruchteil einer Sekunde, die das Federbein benötigt, um etwas in die Knie zu gehen, beisst sich der Hinterreifen förmlich in des Asphalt, während das Vorderrad unbeeindruckt am Boden bleibt. Kein anderes Bike von Yamaha bringt die brachiale Leistung des CP3 Motors so ruhig und unangestrengt auf den Boden.

 

Alles was das sportliche Bikerherz begehrt

Mal abgesehen von der Optik ist an der XSR900 gar nichts Retro. Das Kayaba-Fahrwerk und die Brembo-Bremsanlage wurden von der MT-09 übernommen und sind auf dem neusten Stand der Technik. Genauso wie das etwas kleingeratene aber gut ablesbare Farb-TFT-Display.

Auch sämtliche elektronische Fahrassistenzsysteme, wie die schräglagensensitive Traktionskontrolle, das Slide Control- sowie das Lift Control System, die von der R1 abgeleiteten 6-Achsen-Trägheitsmesseinheit gesteuert werden, sind mit am Start. Trotz Retro-Kleid bietet die XSR900 also alles was das moderne, sportliche Bikerherz begehrt.

 

Retos Fazit

Ich war schon bei der Ankündigung des neuen Modells begeistert und ziemlich im XSR Fieber. Aber ehrlich gesagt, habe ich vorwiegend mit optischen Verbesserungen gerechnet. Was von Yamaha auf die Räder gestellt wurde, hat mich richtig überrascht.

Es kommt heute nur noch selten vor, dass sich überarbeitete Modelle deutlich besser fahren als ihre Vorgängerinnen. Die meisten Motorräder sind soweit ausgereift, dass sich „Verbesserungen“ oft nur noch auf elektronische Gimmicks und die Erfüllung der neusten Abgasnormen beschränken.

 
Mit der aktuellen XSR900 hat Yamaha bewiesen, dass man auch heutzutage Gutes noch merkbar verbessern kann. Besonders die längere Schwinge und die leicht gestrekte Sitzposition halte ich für eine positive Entwicklung von, der auch die MT-Modellpalette profitieren würde. Natürlich ist die bevorzugte Sitzposition abhängig vom Fahrstil und schlussendlich auch Geschmacksache. Doch aus meiner Sicht ist die neue XSR 900 aktuell das beste Yamaha Bike mit CP3 Motor für die Landstrasse.

PS: MT-09 Fans die mir Steine durchs Fenster werfen wollen, benutzen bitte das ganz links, im ersten Stock, gleich über dem Parkplatz an der Gotthardstrasse 31 in Zug - danke.

Weiter Informationen zur neuen XSR900 findet ihr auf yamaha-motor.ch.