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Zwei Saisons mit der Yamaha MT-10 – Top oder Flop?

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Umbau vor dem Start

Anfang 2021 wurde unsere Yamaha geliefert. Bevor wir mit dem sportlichen Nakedbike in die erste Saison starten konnten, wurde noch diverses Zubehör verbaut, lackiert und foliert. Doch kurz nach Saisonbeginn stand sie (fast) fertig in unserer Garage.

Seitdem hat sie uns auf zahlreichen Touren im In- und Ausland begleitet. Manuela nutzte sie hauptsächlich als „Tourensportlerin“ mit Gepäcksystem, während Reto mit ihr eher auf kurzen Touren oder auf der Hausstrecke unterwegs war. Nun, da sich die zweite Saison mit dem japanischen Kraftpaket dem Ende zuneigt, ist es Zeit für eine Rückblende, in der wir darauf eingehen was uns an dem Bike gut und was uns weniger gefallen hat.

 

Die Optik - mit überschaubarem Aufwand zur Schönheit

Diskussionsthema Nummer eins, wenn sich Yamaha MT-Fans mit Andersgesinnten unterhalten. Letztendlich kann man Design nicht objektiv beurteilen. Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters. Wir finden, dass die aktuelle MT-10 im Vergleich zur Vorgängerin mit der eckigen Scheinwerfermaske deutlich gefälliger geworden ist. Der ansonsten sehr gute Qualitätseindruck wird allerdings durch die teilweise unlackierten Verkleidungsteile etwas getrübt.

Deshalb wurde der sichtbare Kunststoff an unserer MT-10 schwarz lackiert und teilweise auch im Dark Side of Japan Design foliert. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Profis von der Autospritzwerk Zielke GmbH und der Marzohl Werbetechnik AG, die hervorragende Arbeit geleistet haben.

Darüber hinaus wurde die MT-10 mit diversen Zubehörteilen aus dem Yamaha Zubehörprogramm sowie von ABM und Daytona ausgestattet. Am Ende ist aus unserer MT-10 ein richtig schönes Bike geworden - und das mit überschaubarem Aufwand.

Eines der verbauten Zubehörteile werden wir jedoch in der kommenden Saison austauschen. Die Spiegel von Daytona sind zwar sehr schön, aber deutlich zu kurz. Viel mehr als die eigenen Unterarme sind darin nicht zu erkennen. Deshalb werden sie über den Winter durch die mo.view race von Motogadget ersetzt. Die glaslosen Spiegel sind in zwei verschiedenen Armlängen erhältlich und sollen die Sicht nach hinten deutlich verbessern.

Zum Abschluss noch eine kleine Randbemerkung. Die Yamaha MT-10 wird auch immer wieder wegen der ab Werk ungünstig montierten Hupe kritisiert. Mit diesem einfach zu lösenden Problem mussten wir uns gar nicht erst beschäftigen. Die hostettler moto ag hat dies vor der Auslieferung unaufgefordert erledigt und die Hupe mit einem kleinen Adapter weiter hinten an einer unauffälligen Stelle montiert.
 
 

Der Sound - zeitgemäss leise und trotzdem sportlich

Willkommen im Euro5-Zeitalter. Die Yamaha MT-10 ist leise. Daran ändert auch der von uns verbaute Akrapovič Endschalldämpfer nichts. Der Auspuffsound verstummt bereits im Vorschalldämpfer, der unter dem Motorrad montiert ist.

Trotzdem begeistert die Yamaha beim Beschleunigen mit einer sportlichen Klangkulisse, die allerdings überwiegend aus der Airbox ertönt. So wird der Fahrer oder die Fahrerin mit dem Sound umhüllt, während die Umgebung von übermässiger Beschallung weitgehend verschont bleibt.

Im Tourenbereich unter 4000 Umdrehungen ist das Nakedbike fast flüsterleise, was entspanntes Touren ermöglicht und die Nerven der Anwohner entlang der Hausstrecke nicht unnötig strapaziert.

Der Motor - ein perfekter Vierzylinder

Letztendlich ist der neue CP4-Motor der Hauptgrund, weshalb wir uns für die Yamaha MT-10 entschieden haben. Der 1000er Vierzylinder von Yamaha wurde über Jahre perfektioniert und ist in der aktuellen Version unserer Meinung nach einer der besten Landstrassenmotoren auf dem Markt.

Der Reihenvierer läuft extrem kultiviert - beinahe vibrationsfrei und beschleunigt aus dem Standgas ohne zu murren. Am Ortsausgang im 5. Gang beschleunigen? Kein Problem.

Soll es sportlicher zugehen, werden einfach ein paar Gänge zurückgeschaltet. Im zweiten Gang zieht das Motorrad wie an einem Gummiband gezogen selbst aus engen Kehren, und im ersten Gang geht es aus dem Stand im Höllenritt bis auf 125 km/h.

Nach zwei Saisons mit diesem Motor wissen wir, warum Yamaha auch im Bereich der Musikinstrumente so erfolgreich ist. Der CP4-Motor beherrscht wirklich alle Stilrichtungen, vom gemütlichen Blues über klassischen Rock bis hin zu Thrash Metal spielt dieser Vierzylinder alle Stücke absolut fehlerfrei. Ein Genuss nicht nur für Musikliebhaber.
 
 

Das Fahrverhalten - einfach sicher unterwegs

Das Fahrverhalten der MT-10 haben wir in unserem Fahrbericht schon ausführlich beschrieben. Was uns jedoch rückblickend am meisten faszinierte, ist die Sicherheit, die dieses Bike vermittelt. Auf unserer Hausstrecke sind wir mit der MT-10 in Kurven, die wir in- und auswendig kennen, teilweise 10 km/h schneller unterwegs als mit anderen Bikes. Nicht weil andere Bikes das nicht können, sondern weil uns die Yamaha ein so hohes Sicherheitsgefühl vermittelt. Natürlich handelt es sich dabei um einen rein subjektiven Eindruck aus unserer Perspektive.

Allerdings ist die MT-10 allgemein dafür bekannt, dass sie in Kurven extrem stabil liegt und sich auch durch Richtungswechsel oder Bremsmanöver kaum aus der Ruhe bringen lässt. Wir sind also sicher nicht die Einzigen, die die Japanerin auch wegen dieser herausragenden Eigenschaft zu schätzen wissen.

Einen Kritikpunkt gibt es allerdings beim Thema Bremsen. Im Vergleich zur SP-Variante, die über Stahlflexleitungen verfügt, ist der Druckpunkt an unserer Vorderradbremse etwas schwammig. Hier werden wir wohl beim nächsten Servicetermin nachrüsten und die vorderen Bremsleitungen austauschen lassen.

Das perfekte Nakedbike?

Zugegeben, die Yamaha MT-10 ist nahe dran, aber das perfekte Nakedbike gibt es nicht. Letztendlich individualisieren fast alle Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer ihre Bikes. Das bedeutet, dass man sich eine Basis aussucht, die dem eigenen Geschmack entspricht, und dann versucht, sie möglichst zu perfektionieren.

Im Falle der MT-10 ist uns das, zumindest nach unserer eigenen Einschätzung, sehr gut gelungen. Es gibt aber zwei Punkte, die wir nicht ändern können und wo wir hoffen, dass Yamaha in Zukunft noch Verbesserungen vornimmt. Das ist zum einen die Kupplung. Diese ist im kalten Zustand schwer zu dosieren. Ein Problem, das sich glücklicherweise im warmen Zustand löst - also nicht so gravierend, aber trotzdem verbesserungswürdig.

Der zweite Punkt ist die Wheelie-Neigung der MT-10. Rahmen und Geometrie wurden unverändert von der Yamaha R1 übernommen. Mit dem hohen Lenker bringt man nur schwer den nötigen Druck auf die Front, um dem aufsteigenden Vorderrad beim Beschleunigen entgegenzuwirken.

Dass eine längere Schwinge dieses Problem löst, hat Yamaha mit der neuen XSR 900 eindrucksvoll bewiesen. Bei dem 2021 neu aufgelegten Neoklassiker wurde die Schwinge im Vergleich zum Vorgängermodell und zur MT-09 um gut fünf Zentimeter verlängert, wovon die XSR massiv profitierte. Ob diese Anpassung jemals Einzug in die MT-Baureihe halten wird, wissen wir nicht - wünschenswert wäre es aus unserer Sicht aber allemal.

Trotz dieser kleinen Kritikpunkte - insgesamt gesehen war die Yamaha MT-10 die richtige Wahl. Sie vereint Fahrspass, Sportlichkeit und Tourentauglichkeit nahezu perfekt und ist somit für unsere Einsatzzwecke bestens geeignet. Wir freuen uns schon auf die dritte Saison mit ihr.